Indien: Alle Hoffnungen ruhen auf Narendra Modi

Narendra Modi (li.) wird neuer Premier in Indien. Er und BJP-Parteichef Rajnath Singh besprechen das neue Kabinett.
Narendra Modi (li.) wird neuer Premier in Indien. Er und BJP-Parteichef Rajnath Singh besprechen das neue Kabinett. (c) APA/EPA/HARISH TYAGI
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Narendra Modi berät mit seiner hindu-nationalistischen Partei über die Regierungsbildung. US-Präsident Obama lud Modi trotz Einreiseverbot nach Washington ein.

Nach seinem überragenden Wahlsieg hat Indiens designierter Premierminister Narendra Modi mit der Regierungsbildung begonnen. Der 63-Jährige traf sich am Sonntag hinter verschlossenen Türen mit den Spitzen seiner hindu-nationalistischen Partei BJP. Diese hatte sich bei der Parlamentswahl die absolute Mehrheit gesichert und kann damit auch ohne Bündnispartner regieren.

Bei seinem "Siegeszug" durch die Hauptstadt Neu Delhi wurde Modi am Samstag mit Jubel und Ehrerbietungen empfangen. Tausende säumten die Straßen, tanzten, trommelten und schwenkten Fahnen mit dem Parteisymbol, der Lotusblume. "Der Lotus ist in Delhi erblüht", rief Modi seinen Anhängern zu. Überall zeigte er mit zwei Fingern das Siegeszeichen. Danach betete er am Fluss Ganges, der den meisten Indern heilig ist.

US-Präsident Barack Obama lud Modi nach Washington ein - seit 2005 hatten die USA ihm wegen seiner Haltung bei blutigen Unruhen als Regionalpolitiker die Einreise verweigert. Indiens bisheriger Premierminister Manmohan Singh (81), der nicht mehr zur Parlamentswahl angetreten war, legte am Samstag sein Amt nach zehn Jahren nieder.

Regierung soll bald stehen

Wann Modi zum Premierminister ernannt wird, wurde laut Singh zunächst nicht festgelegt. Allerdings könnte die Regierung bereits in den kommenden Tagen stehen. Nach Angaben der Wahlkommission erreichte die BJP 282 der 543 Sitze im Unterhaus; 272 sind für eine absolute Mehrheit nötig. Analyst Akshay Mathur erwartet, dass die BJP die vor der Wahl eingegangenen Allianzen mit kleineren Partnern aufrechterhält, um auch im Oberhaus des Parlaments Gesetzesvorhaben leichter durchbringen zu können. Die bisher regierende Kongresspartei stürzte bei der Wahl auf 44 Sitze ab.

Die Erwartungen an Modi sind hoch. Er hatte im Wahlkampf versprochen, die Wirtschaft wieder anzukurbeln, zahlreiche Jobs zu schaffen, die Korruption zu bekämpfen und Infrastruktur wie Straßen und Strom auch in die hintersten Dörfer zu bringen. "Die Wähler haben nicht viel Geduld, da sie so viel Hoffnung in Modi setzen", meint Analyst Mathur. Deswegen müsse er nun schnell Greifbares liefern.

Der scheidende Premierminister Singh zeigte sich in seiner Abschlussrede optimistisch für die Zukunft Indiens. Das Land werde zum bedeutenden Kraftzentrum der Weltwirtschaft aufsteigen, sagte der 81-Jährige. "Unsere Nation kann Tradition mit Moderne verbinden, Einheit mit Vielfalt, und so der Welt den Weg zeigen."

Unterhaus wird älter und geringfügig weiblicher

Die Zusammensetzung des neuen indischen Unterhauses ist ungewöhnlich - und das nicht nur, weil erstmals eine andere Partei als die Kongresspartei die absolute Mehrheit hält. Wie indische Medien berichteten, erreicht das Durchschnittsalter der Abgeordneten diesmal ein Rekordhoch.

Fast die Hälfte der Parlamentarier sei älter als 55 Jahre - während das Durchschnittsalter in Indien bei 27 Jahren liegt.

Auch schafften es demnach so viele Frauen ins indische Parlament wie nie zuvor. Allerdings seien es noch immer nur elf Prozent. Seit vielen Jahren hängt eine Gesetzesvorlage fest, die ein Drittel der Plätze für Frauen reservieren soll. Das Unterhaus verabschiedete das Gesetz bereits, doch das Oberhaus wehrt sich bisher dagegen.

Muslime hingegen seien nun so schlecht repräsentiert wie nie seit der Gründung des Parlaments im Jahr 1952, heißt es weiter. Nur 22 der 543 Sitze gingen demnach an die religiöse Minderheit, also vier Prozent. Dabei machen Muslime rund 15 Prozent der Bevölkerung aus.

(APA/dpa)

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