Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdoğan auf Wahlkampf in Deutschland.
Köln. Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdoğan hat am Wochenende bei einem Wahlkampfauftritt vor Auslandstürken in Köln Kritikern vorgeworfen, der Türkei schaden zu wollen. Es gebe „Kräfte, die den Aufstieg der Türkei verhindern“ wollten, sagte er vor 10.000 Fans. Doch die Türkei sei „nicht mehr die alte Türkei“.
Erdoğan wies auch Kritik an zunehmenden Einschränkungen und Verletzungen der Bürgerrechte in der Türkei lautstark zurück. Gegner seiner Regierung im Innen- wie im Ausland wiederholten stets „dieselben Lügen“. Er warf umgekehrt den EU-Ländern vor, zu jüngsten Todesurteilen gegen Muslimbrüder in Ägypten geschwiegen zu haben. Dennoch betonte er, die Türkei wolle EU-Mitglied werden; sein Land sei ein „Gegengift gegen den wachsenden Rassismus in Europa“. Er sei überdies für die Integration der Türken in Deutschland, aber gegen „Assimilierung“.
Großdemo gegen Erdoğan
Im Zusammenhang mit dem Grubenunglück im türkischen Soma (301 Tote) griff er deutsche Medien an, die ihn „beleidigt“ hätten. Gegen den Auftritt protestierten mehrere zehntausend Menschen. Zur Demo unter dem Motto „Wir sagen Nein zu Erdoğan“ hatte die Alevitische Gemeinde in Deutschland aufgerufen. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2014)