Russisches Visum läuft ab: Wohin geht Edward Snowden?

Dass Deutschland Edward Snowden aufnimmt, gilt als unwahrscheinlich.
Dass Deutschland Edward Snowden aufnimmt, gilt als unwahrscheinlich.(c) imago/epd
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Die Zukunft des NSA-Whistleblowers ist ungewiss. In Russland gehe es ihm zwar gut, er würde dennoch gerne nach Brasilien reisen.

Ein junger Computerexperte düpierte den mächtigsten Geheimdienst der Welt. Mit der Weitergabe geheimer Dokumente der National Security Agency (NSA) an Journalisten brannte der Informant und frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden jedoch alle Brücken hinter sich nieder. Seine Zukunft ist ungewiss.

Für Snowden wird die Zeit knapp. Ende Juli läuft sein für ein Jahr gewährtes Asyl in Russland aus. Werden die Russen verlängern? Was könnten sie dafür verlangen? Findet sich bis dahin doch noch eine andere Lösung? Die viel diskutierte Einreise Snowdens nach Deutschland wird unterdessen immer unwahrscheinlicher: "Wir sehen keinen Grund für eine Einreisegenehmigung", sagte der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere (CDU) am Dienstag im ARD-"Morgenmagazin".

Der 30-jährige Informant hinter dem seit einem Jahr köchelnden NSA-Skandal hat einen hohen Preis für seine Überzeugungen bezahlt.

Es gehe Snowden auch in Russland gut, versicherte jüngst in einem Interview Glenn Greenwald, einer der Journalisten, denen er die geheimen NSA-Dokumente anvertraut hatte. Der Techniker des mächtigen US-Abhördienstes hatte sich gleich nach der Flucht von Hawaii nach Hongkong vor einem Jahr aus der Gleichung herausgenommen. Er selbst habe keine einzige Datei mehr, die er irgendjemandem geben könnte, versicherte Snowden immer wieder.

Keine Beziehungen zu russischer Regierung

Dennoch scheint ihm in seinem Moskauer Exil die Action zu fehlen. Im April ließ er sich per Telefon zu einer TV-Fragerunde mit Russlands Präsident Wladimir Putin zuschalten und fragte, ob Russland auch wie die USA Kommunikationsdaten von Millionen Menschen speichere. Putin nutzte die Frage als Steilvorlage, um die Rechtsstaatlichkeit Russlands zu preisen. Snowden soll laut einem Vertrauten entsetzt über die Rolle in einer Propaganda-Veranstaltung gewesen sein und hielt mit einem kritischen Artikel über seine Gastgeber im "Guardian" dagegen. In einem NBC-Interview versicherte er jüngst, er bekomme kein Geld von der russischen Regierung und habe keine Beziehungen zu ihr.

Snowden hat mit seinem Vorstoß alle Brücken hinter sich verbrannt. Er ließ im Insel-Paradies Hawaii das bisherige Leben mit seiner Freundin und einem üppig bezahlten Job zurück. Sein Heimatland will ihn als Verräter vor Gericht bringen. Keine Option für Snowden: Angesichts der vielen Geheimnisse wäre es ein Prozess hinter verschlossenen Türen, argumentiert er. Dabei sieht er sich selbst als Whistleblower, der Rechtsverletzungen aufgedeckt hat. Sein Entschluss, gegen die Überwachung vorzugehen, sei langsam gereift, sagt Snowden. Er sei selbst ein typischer Spion gewesen, dann habe sein Glaube in die Geheimdienst-Mission Risse bekommen.

"Ich habe bereits gewonnen", erklärte Snowden am Jahresende 2013 in einem Interview mit der "Washington Post". Sein Ziel sei es gewesen, dass die Öffentlichkeit wieder darüber mitentscheiden könne, wie sie regiert werde. "Edward Snowden geht jede Nacht mit der Gewissheit ins Bett, für seine Überzeugungen gekämpft zu haben", sagt jetzt sein Weggefährte Greenwald. Er hofft, dass Snowden doch noch Asyl etwa in Brasilien oder Deutschland finden könnte.

(APA/dpa)

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