Vor 70 Jahren eröffneten die Alliierten in der Normandie eine weitere Front im Kampf gegen Hitler-Deutschland.
Zum Jahrestag der Landung der Alliierten im Zweiten Weltkrieg haben in mehreren Orten der Normandie die Feierlichkeiten begonnen. 70 Jahre nach dem D-Day werden am Freitag Staats- und Regierungschefs aus rund 20 Ländern zu den Zeremonien erwartet. Die größte Landungsoperation der Geschichte markierte am 6. Juni 1944 den Anfang der Befreiung Europas vom Nationalsozialismus.
Der britische Thronfolger Prinz Charles und seine Frau Camilla besuchten am Donnerstag unter anderem die Pegasus-Brücke bei Benouville, die zu Beginn des D-Day 1944 von britischen Fallschirmspringern eingenommen worden war. In Paris traf die britische Queen Elizabeth II. (88) zu einem dreitägigen Frankreich-Besuch aus Anlass der Zeremonien ein.
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat der tausenden Toten bei der Landung der Alliierten in der Normandie gedacht. "Der 6. Juni 1944 ist kein Tag der endgültigen Befreiung", so Merkel am Freitag in Ranville, aber "ein Tag der Befreiung in dem Sinne, dass wir dankbar sein können, dass die Alliierten solche Opfer erbracht haben, um eines Tages die Befreiung vom Nationalsozialismus durchzusetzen." Merkel besuchte den Soldatenfriedhof des Ortes. Dort sind rund 2000 Tote begraben, darunter mehr als 300 Deutsche. Reuters In der Normandie haben am 6. Juni die zentralen Gedenkfeiern zum 70. Jahrestag der Alliierten-Landung begonnen. Staats- und Regierungschefs von rund 20 Ländern erinnern bei einer großen Gedenkzeremonie in Ouistreham an die Landung der Alliierten vor 70 Jahren. (c) REUTERS (� Chris Helgren / Reuters) Staatenlenker und Adelsvertreter aus 20 Ländern ließen ebenso wie Gastgeber Hollande kaum eine Gelegenheit aus, die bis heute anhaltende Relevanz des historischen Ereignisses zu betonen. Gekommen waren neben Merkel auch US-Präsident Barack Obama, der russische Staatschef Wladimir Putin und Königin Elizabeth II. Reuters Eine Geste gegen das Vergessen markierte bereits den Auftakt zu diesem Tag: In Caen, an der französischen Kanalküste, weihte Frankreichs Präsident François Hollande in der Früh ein Mahnmal für etwa 20.000 tote Zivilisten der mit dem D-Day begonnen Kämpfe ein. Reuters Barack Obama verwies darauf, dass die zahlreich anwesenden Veteranen den Grundstein für jene Freiheit gelegt hätten, die Soldaten heute etwa in Afghanistan verteidigten. Reuters Bereits einen Tag vor dem D-Day haben Veteranen, Soldaten und Würdenträger am Donnerstag der Landung der Alliierten in der Normandie gedacht. Historische US-Militärflugzeuge überflogen die nordfranzösische Gemeinde Picauville. Aus ihnen sprang unter anderem die Enkeltochter des berühmten US-Weltkrieg-Generals George Patton, Helen Patton, per Fallschirm ab. (c) REUTERS (� Regis Duvignau / Reuters) Dutzende von Kilometern der Küste der Normandie in Nordfrankreich sind in der Nacht zum Freitag durch ein Konzert von 24 Feuerwerken in ein magisches Licht getaucht worden. Ab Donnerstag 23.15 Uhr wurden die Feuerwerke an dem 80 Kilometer langen Küstenabschnitt zwischen den historischen Landepunkten Sword Beach im Osten und Utah Beach im Westen gezündet. (c) REUTERS (� Regis Duvignau / Reuters) In Colleville-Montgomery erklangen Dudelsäcke der Royal British Legion Pipe Band. Die Namen der Strandabschnitte wurden von den westlichen Alliierten für die große Landung am 6. Juni 1944 ausgewählt, in deren Verlauf 133.000 Soldaten aus den USA, Großbritannien und Kanada in der Normandie landeten. Mit der Militäroperation Overlord wurde eine neue Front im Kampf gegen Hitler-Deutschland eröffnet, die entscheidend zum Sieg der Alliierten beitrug. (c) REUTERS (� Christian Hartmann / Reuters) Das Feuerwerk sei "mit den Spiegelungen im Meer und dem fantastischen Wetter ein wunderbarer Moment", sagte die Französin Michelle, die aus dem Nachbar-Departement Manche mit Freunden und Angehörigen angereist war. (c) REUTERS (� Pascal Rossignol / Reuters) Im weiter östlich gelegenen Benouville trafen Prinz Charles und seine Frau Camilla britische Weltkriegs-Veteranen. Der britische Thronfolger überquerte die bekannte Brücke Pegasus Bridge, die in der Nacht zum 6. Juni 1944 zu Beginn der Alliierten-Landung von britischen Soldaten eingenommen worden war. (c) REUTERS (� POOL New / Reuters) Am Nachmittag wollten Charles und Camilla dem Absprung von 300 Fallschirmspringern über der Gemeinde Ranville beiwohnen. Ranville gilt als erste Gemeinde auf französischem Festland, die von der Nazi-Besetzung befreit wurde. (c) REUTERS (� POOL New / Reuters) Am heutigen Freitag werden die Staats- und Regierungschefs von rund 20 Länder werden bei einer großen Gedenkzeremonie in Ouistreham an der nordfranzösischen Küste an die Alliierten-Invasion vor 70 Jahren erinnern. Unter ihnen sind US-Präsident Barack Obama, der russische Staatschef Wladimir Putin, die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und Königin Elizabeth II. Geplant sind auch ein feierliches Mittagessen für die Ehrengäste sowie mehrere binationale Zeremonien. (c) REUTERS (CHRIS HELGREN) Wegen der Ukraine-Krise und Putins Teilnahme bekommen die Gedenkveranstaltungen eine besondere Brisanz. Auch der neugewählte ukrainische Präsident Petro Poroschenko wird in der Normandie erwartet. (c) REUTERS (� Pascal Rossignol / Reuters) Der Küstenort Ouistreham, in dem der 70. Jahrestag der Alliierten-Landung in der Normandie gefeiert wird, hat für Frankreich eine ganz besondere geschichtliche Bedeutung. Denn am Strand der kleinen Gemeinde, der eigentlich Riva Bella heißt und dem die Alliierten den Codenamen Sword Beach gaben, landete am 6. Juni 1944 die einzige am D-Day beteiligte französische Einheit. (c) REUTERS (� Regis Duvignau / Reuters) Die 177 Freiwilligen des Kommandos Kieffer kämpften an der Seite von rund 28.500 britischen Soldaten. Benannt wurde das Kommando nach seinem Anführer, dem Korvettenkapitän Philippe Kieffer. (c) REUTERS (� Toby Melville / Reuters) Der drei Kilometer lange Strand von Ouistreham war der östlichste Punkt der Alliierten-Landung. Die Deutschen hatten den Ort in eine wahre Festung verwandelt und leisteten heftigen Widerstand. Am D-Day wurden zehn Marineinfanteristen des Kommandos Kieffer getötet und 31 weitere verletzt. (c) REUTERS (� Pascal Rossignol / Reuters) Am Ende der Schlacht um die Normandie Ende August 1944 waren 27 Angehörige des Kommandos tot. Das 15 Kilometer nördlich von Caen gelegenen Ouistreham hat heute knapp 10.000 Einwohner. Weitere Bilder: (c) REUTERS (� Regis Duvignau / Reuters) Weitere Bilder. (c) REUTERS (� Pascal Rossignol / Reuters) Weitere Bilder. (c) REUTERS (� Pascal Rossignol / Reuters) Weitere Bilder. (c) REUTERS (CHRIS HELGREN) Weitere Bilder. (c) APA/EPA/ETIENNE LAURENT (ETIENNE LAURENT) Weitere Bilder. (c) REUTERS (POOL) Weitere Bilder. (c) REUTERS (HANDOUT) Weitere Bilder. (c) REUTERS (� Stefan Wermuth / Reuters) Weitere Bilder. (c) REUTERS (KEVIN LAMARQUE) Weitere Bilder. (c) REUTERS (KEVIN LAMARQUE) Weitere Bilder. (c) APA/EPA/CARL OSMOND / ROYAL NAVY (CARL OSMOND / ROYAL NAVY / MOD) Feierliches Gedenken in der Normandie Putin trifft westliche Politiker Zur zentralen Feier am Freitag erwartet Frankreichs Präsident Francois Hollande als Gastgeber unter anderem US-Präsident Barack Obama, den russischen Staatschef Wladimir Putin, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und den britischen Premier David Cameron. Erstmals seit dem umstrittenen Anschluss der Schwarzmeerhalbinsel Krim an Russland im März trifft Putin mit führenden Politikern aus Europa und den USA zusammen. Damit stehen auch die historischen Feiern in der Normandie unter dem Eindruck der Ukraine-Krise.
Der 6. Juni 1944, der Tag der Landung der Alliierten in der Normandie, ist heute allgemein als "D-Day" bekannt. Es war der Beginn der "Operation Neptune". Fast 7000 Boote und Schiffe der Alliierten ermöglichten die Invasion durch 156.000 Soldaten (73.000 Amerikaner, 62.000 Briten und 21.000 Kanadier) an der französischen Küste. Mit der Eröffnung einer zweiten Front im von den Nazis besetzten Frankreich sollte Hitler-Deutschland in die Zange genommen werden. (c) EPA (Aerial Reconnaissance Archives) Ein Schlüssel zum Erfolg: Der alliierten Streitmacht steht nur eine kleine deutsche Luftwaffe gegenüber - am Tag der Landung heben nur zwei deutsche Flieger ab. Bereits in der Nacht auf den 6. Juni flog die Royal Air Force Ablenkungsmanöver, bei denen die Invasion an anderen Stellen vorgetäuscht wurde.Am "D-Day" fliegen die Alliierten 14.674 Einsätze. In vier Wellen werden insgesamt 3600 Tonnen Bomben abgeworfen. (c) imago stock&people (imago stock&people) Generalfeldmarschall Erwin Rommel, der Befehlshaber der deutschen Truppen im Invasionsraum, ist ausgerechnet zum Zeitpunkt der Landung auf Heimaturlaub. Seine Frau feiert den 50. Geburtstag. Auch viele andere Generäle fehlen, da schlechtes Wetter vorhergesagt war. (c) Reuters Die Invasion an sich ist keine Überraschung. Rommel hatte für den Ausbau der Strandbefestigungen sowie die Verminung des Hinterlandes gesorgt. Deutsche Bunkeranlagen sind bis heute mahnende Zeitzeugen an der französischen Küste. (c) imago stock&people (imago stock&people) Zudem sind die Strände durch Über- und Unterwasserhindernisse gesichert. (c) imago stock&people (imago stock&people) Tatsächlich mussten den alliierten Planern zufolge ideale Wetterverhältnisse herrschen, wie "Die Welt" schreibt: "Infrage kam nur ein Tag mit Neu- oder Vollmond, mit ausgeprägtem Niedrigwasser also, um die Panzersperren am Strand erkennen zu können. Auch müsste es am D-Day zweimal Ebbe geben, kurz nach Sonnenaufgang und ein zweites Mal kurz vor Sonnenuntergang, weil das Ganze in zwei Schüben laufen sollte." (c) EPA (British Ministry of Defense) "Auch durfte es in den Tagen zuvor nicht allzu heftig geregnet haben, weder in England, wo das schwere Gerät und die Truppen verladen würden, noch in der Normandie, wo alles angelandet werden würde. Matschiger Boden hätte einen Strich durch die Rechnung der Strategen gemacht."Im Morgengrauen des 6. Juni ist es dann so weit. (c) REUTERS (HANDOUT) Die Landungen beginnen um 6:30 Uhr, eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang. Es ist die größte Landeoffensive der Militärgeschichte und erfolgt auf einer Breite von 98 Kilometern (die Abschnitte heißen: Utah, Omaha, Gold, Juno und Sword). Die Deutschen begreifen aber nicht gleich, dass es sich um eine Invasion handelt. Sie glauben an eine Finte, da sie mit einer Invasion einen Monat später bei Calais rechnen. Doch schon bald ist klar: Der "Atlantikwall" ist nicht mehr als ein Mythos der NS-Propaganda. (c) Wikimedia Commons Um die einzelnen Schicksale besser zu verstehen, muss man sich in die Lage eines Soldaten in einem der Landungsschiffe versetzen. Kaum nachdem sich die Klappen geöffnet haben, sind die Infanteristen einem Maschinengewehrkugelhagel ausgesetzt. Viele sterben, noch ehe sie einen Fuß an Land gesetzt haben. Manche ertrinken, weil die Boote nicht nah genug an den Strand heranfahren. Steven Spielberg hat das in der eindrücklichen Anfangsszene im Film "Saving Private Ryan" (1998) nachgestellt. (c) REUTERS (HANDOUT) Am Abend des D-Day sind die Alliierten auf einer Frontbreite von 32 Kilometern bis zu neun Kilometer tief ins Land vorgedrungen - halb so weit, wie in den Plänen der Befehlshaber vorgesehen. Doch die deutschen Truppen sind zu schwach, um die Invasionskräfte noch einmal ins Meer zurückdrängen zu können. (c) REUTERS (HANDOUT) Den Alliierten kommt es dabei zugute, dass Hitler deutsche Panzerdivisionen zu spät freigibt. Man hatte nicht gewagt, ihn aufzuwecken und ihm die Botschaft von der Invasion zu überbringen. Viele Panzer fallen den alliierten Luftangriffen zum Opfer, sie können nicht mehr zum Einsatz gebracht werden. (c) REUTERS (HANDOUT) Wer nicht an den Stränden der Normandie stirbt, ist Tage und Wochen später in erbitterte Häuserkämpfe im Hinterland verstrickt. Ende August 1944 sind fast 125.000 US-Soldaten, rund 88.000 Briten, Kanadier und Polen gefallen. Dann ziehen sich die deutschen Truppen, die rund 240.000 gefallene Soldaten zu beklagen haben, über die Seine zurück. (c) REUTERS (HANDOUT) In der Folge geraten tausende deutsche Soldaten in Kriegsgefangenschaft. (c) REUTERS (� Handout . / Reuters) Bis heute gibt es keine offizielle Toten-, Verwundeten- und Vermisstenstatistik für den "D-Day". Die alliierten Verluste (also Tote und Verletzte) werden auf 10.000 geschätzt, vermutlich sterben in den ersten 24 Stunden bis zu 4000 Soldaten. Auf deutscher Seite geht man von Verlusten zwischen 4000 und 9000 Soldaten aus. (c) REUTERS (HANDOUT) Die Landung der Alliierten wird heute auch im deutschsprachigen mit dem Begriff "D-Day" bezeichnet. Woher das "D" kommt? Es bedeutet den Tag, an dem eine militärische Operation beginnt - ohne etwas über Zeit oder Ort zu verraten. Es ist also vergleichbar mit dem deutschen Ausdruck "Tag X". (c) REUTERS (HANDOUT) Mit dem D-Day begann also die Befreiung Westeuropas von den Nazis, der Krieg dauerte ab diesem Zeitpunkt in Europa nur mehr elf Monate.Zum Abschluss ein Vorher-Nachher-Vergleich: Vor 70 Jahren war die französische Atlantikküste Kriegsgebiet ... Im Bild: Saint-Aubin-sur-Mer, im Juni 1944. (c) Reuters ... heute genießen die Einheimischen und Touristen wieder das Strandleben.Im Bild: Saint-Aubin-sur-Mer, im August 2013. (c) Reuters (Chris Helgren) Der Tod lauerte hinter den Landungsklappen Zudem sind etwa 1.000 Veteranen in die Normandie zurückgekehrt. Am Strand von Ouistreham, dem Ort der zentralen Feier, war am D-Day auch ein kleines Kontingent französischer Soldaten mit den Alliierten angelandet. Nationale oder binationale Feierlichkeiten sind vorgesehen in Colleville-sur-Mer mit Obama und Hollande, in Bayeux mit Elizabeth II., in Sainte-Marie-du-Mont (dänisch), Arromanches (niederländisch) oder Urville-Langannerie (polnisch).
Neben unzähligen Gedenken und Feiern mit Veteranen aller beteiligten Nationen sind auch viele publikumswirksame Veranstaltungen geplant. Fallschirmspringer landen in Teilen der Normandie, Amphibienfahrzeuge und historische Panzer rollen über Strände, auf dem Wasser werden Bootsparaden organisiert.
Papst Franziskus würdigt Einsatz Papst Franziskus würdigte in einer D-Day-Botschaft den Kampf der alliierten Soldaten gegen die "Barbarei der Nazis". Das Gedenken an die Landung der Alliierten in der Normandie vor 70 Jahren sei eine Mahnung daran, "dass der Ausschluss Gottes aus dem Leben und den Gesellschaften der Menschen nur Tod und Leiden bringen kann", schrieb Franziskus.
Am Rande der D-Day-Gedenkveranstaltungen in Frankreich sind in einem Normandie-Städtchen rund hundert Nazi-Objekte beschlagnahmt worden. Wie die Zeitung "La Presse de la Manche" am Donnerstag berichtete, wurden die anstößigen Devotionalien am Mittwoch auf einer Militärbörse in Sainte-Mere-Eglise feilgeboten. Sichergestellt wurden CDs mit SS-Liedern, Reproduktionen von Porträts von hohen Nazis und Propagandaplakaten, Armbinden der SS-Division "Das Reich" sowie Medaillen mit Hakenkreuzen.
(APA/dpa)
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