Israel feierte 60. Geburtstag, die Palästinenser streikten.
Jerusalem(ag). Die Sonne schien, und Tausende Israelis stürmten Strände und Parks von Tel Aviv, um dort zu grillen und zu feiern. Das Barbecue zum Unabhängigkeitstag hat Tradition. Doch diesmal, zum 60. Geburtstag Israels, erinnerten auch Flugshows, Schiffsparaden, Fallschirmspringer und ein TV-Bibelquiz an die Staatsgründung 1948. „Gott hat sein Versprechen gehalten. Wir haben die Wüste zum Blühen gebracht“, verkündete Premier Ehud Olmert feierlich.
Doch ein zweiter Blick zeigt, wie gefährdet die „blühende Wüste“ ist. Bewaffnete Polizisten beschützten das feiernde Volk an den Stränden. Die Grenzen zu Gazastreifen und Westjordanland wurden hermetisch abgeriegelt.
Denn auch die Palästinenser gedachten des Datums, das als „Nakba“, als die „Katastrophe“ ihrer Vertreibung in ihre Annalen einging. Für die Mittagsstunde rief die Autonomiebehörde zu einem einstündigen Streik auf. In Ostjerusalem versammelten sich Palästinenser zu einem Gedenkmarsch. Über ihren Köpfen dröhnte die israelische Flugshow.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.05.2008)