Bischof Kyrillos: "Muslimbrüder denken, dass wir schuld sind"

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Der koptisch-katholische Bischof Kyrillos über den Machtwechsel in Ägypten.

Wien. Es sorgte international für Proteste, als Ägyptens Militär vergangenen Juli den aus der Muslimbruderschaft stammenden Präsidenten Mohammed Mursi stürzte. Das Militär geht seither massiv gegen Demonstranten vor, der ehemalige Armeechef Abdel Fattah al-Sisi ist seit Anfang Juli Präsident des Landes. Bischof Kyrillos William Samaan, Oberhaupt der mit Rom unierten koptisch-katholischen Kirche Ägyptens, zeigt sich über den Machtwechsel nicht unglücklich: „Sisi will ein laizistischer Präsident sein. Er will keine Mischung aus Religion und Politik“, sagt der Bischof im Gespräch mit der „Presse“. Das sei ein Vorteil für Ägyptens Christen. Nach wie vor seien die Christen in Ägypten aber Bürger zweiter Klasse.

Einige Beobachter fürchten, dass die Verdrängung der Muslimbruderschaft in den Untergrund Teile der Bewegung radikalisieren und extremeren Gruppen in die Arme treiben könnte. Und Angriffsziel könnten dann die Christen sein. „Viele Muslimbrüder denken, dass die Christen die Ursache des Sturzes von Mursi sind“, sagt Bischof Kyrillos. „Ja, viele Christen waren bei den Protesten gegen Mursi dabei, aber nicht alle 30 Millionen.“

„Wir haben aber keine Angst“, meint der Bischof. Im ganzen Land sei seit der Revolution 2011 die Barriere der Angst abgebaut worden. Das ägyptische Volk habe zwei Präsidenten – Hosni Mubarak und Mursi – von der Macht verdrängt. „Wenn es mit al-Sisi nicht gut geht, können wir auch ihn wegschicken.“ (w.s.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2014)

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