Israel: Hunderte afrikanische Flüchtlinge im Hungerstreik

Afrikanische Flüchtlinge im Protestcamp nahe der ägyptischen Grenze.
Afrikanische Flüchtlinge im Protestcamp nahe der ägyptischen Grenze.(c) REUTERS (FINBARR O´REILLY)
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Insassen des Lagers Cholot schlossen sich zu einem Protestcamp nahe Ägypten zusammen. Am Sonntag brachte kam es zu einem gewaltsamen Polizeieinsatz - nun sind die Flüchtlinge in Hungerstreik getreten.

Hunderte afrikanische Flüchtlinge sind am Montag im Süden Israels in einen Hungerstreik getreten. Sie protestieren damit gegen einen gewaltsamen Polizeieinsatz nahe der ägyptischen Grenze am Vortag, wie ihre Unterstützer mitteilten. Die Beamten hätten Sitzblockaden der Flüchtlinge aufgelöst, die seit Freitag auf die schlechten Lebensbedingungen in ihrem Lager in Holot aufmerksam machen wollten.

Das Unterstützungskomitee kritisierte, dass die Festnahmen "unmenschlich" und zudem zeitlich nicht begrenzt seien. Die Hungerstreikenden verurteilten in einer Erklärung die "Polizeigewalt" und riefen das UNO-Menschenrechtskommissariat auf, sie zu unterstützen.

779 Menschen in Gewahrsam

Nach Angaben des israelischen Innenministeriums wurden bei dem Einsatz 779 Menschen in Gewahrsam genommen. Fünf Flüchtlinge und fünf Polizisten seien leicht verletzt worden. Die Festgenommenen müssen sich nun vor einer Untersuchungskommission verantworten, wie eine Ministeriumssprecherin erklärte.

Die Flüchtlinge seien verpflichtet, sich zwei Mal täglich in ihrem Lager zu melden und die Nacht in Holot zu verbringen, sagte die Sprecherin weiter. Wegen des Verstoßes gegen diese Auflage drohten den Betroffenen Haftstrafen von bis zu drei Monaten.

Die Flüchtlinge aus Eritrea und dem Sudan hatten die "unmenschlichen Lebensbedingungen" in Holot angeprangert. Am Freitag hatte fast die Hälfte der 2.300 Insassen des Lagers den Tagesmarsch zur ägyptischen Grenze zurückgelegt.

Flüchtlinge aus Eritrea und dem Sudan

Derzeit leben in Israel etwa 50.000 Flüchtlinge aus Eritrea und dem Sudan. Wegen der schweren Menschenrechtsverletzungen in ihren Heimatländern schiebt Israel sie nicht nach dort ab, will aber ihren dauerhaften Verbleib im Land verhindern.

Um sie zur Ausreise in afrikanische Drittländer zu veranlassen, hatte die Regierung im Dezember das Lager Cholot errichtet. Dort können bis zu 3.300 Migranten auf unbegrenzte Zeit untergebracht werden. Die Insassen dürfen Cholot tagsüber verlassen, müssen sich aber morgens, mittags und abends zu einem Zählappell einfinden. Eine Arbeitserlaubnis gibt es für die Insassen nicht.

(APA/AFP)

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