Hongkong: Massenverhaftung nach Demokratiedemo

Polizei ging gegen Demonstranten in Hongkong vor
Polizei ging gegen Demonstranten in Hongkong vor REUTERS
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Mehr als 500 Demonstranten wurden im Zentrum der chinesischen Metropole gewaltsam in Busse getragen und abtransportiert. Seit einer informellen "Volksabstimmung" ist die Lage angespannt.

Die Polizei in Hongkong ist am Mittwochmorgen gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen, die sich aus Protest gegen Bevormundung aus Peking zu einem Sit-in zusammengefunden hatten. 511 Teilnehmer wurden festgenommen.

Am Dienstag hatten Hunderttausende Menschen mit Bannern und Sprechchören in der chinesischen Sonderverwaltungszone gegen eine Beschneidung ihrer Freiheitsrechte durch die kommunistische Führung demonstriert.

Die Aktivisten waren an den Armen eingehakt vor dem Amtssitz von Regierungschef Leung Chun-ying gesessen und hatten nach mehr Demokratie in der chinesischen Sonderverwaltungsregion gerufen. Die Demokratiekundgebung in Hongkong findet seit der Übergabe der früheren britischen Kolonie an China im Jahr 1997 jedes Jahr am 1. Juli statt.

Auch drei Abgeordnete verhaftet

Die Polizei hat nach eigenen Angaben gegen 3.00 Uhr Ortszeit mit der Räumung begonnen. Sicherheitskräfte trugen die Demonstranten weg. Den Festgenommenen werde illegale Versammlung und Behinderung der Polizei vorgeworfen, hieß es in einer Mitteilung. Unter ihnen waren auch drei oppositionelle Hongkonger Abgeordnete.

Einige der Demonstranten gaben ihren Protest freiwillig auf, andere wiederum hielten den Sicherheitskräften stundenlang stand. Ein Polizeivertreter sagte, wer noch bei der Protestaktion sei, werde wegen "Behinderung und Gefährdung von Verkehrsteilnehmern" sowie Teilnahme an einer unerlaubten Versammlung festgenommen.

Informelle Volksabstimmung

In den vergangenen Tagen hatten sich zum Ärger Pekings knapp 800.000 Einwohner Hongkongs und damit fast ein Viertel der Wahlberechtigten an einer informellen Volksabstimmung über mehr Demokratie beteiligt. Hongkong genießt seit der Rückgabe an die Volksrepublik China einen besonderen Autonomiestatus. Dieser gewährt Bürgerrechte wie Presse- und Versammlungsfreiheit; demokratische Wahlen sind allerdings nicht erlaubt.

Die chinesische Regierung betrachtet das Referendum als illegal. Zwar versprach die kommunistische Führung, den Nachfolger des derzeitigen Verwaltungschefs Leung Chun Ying im Jahr 2017 vom Volk wählen zu lassen. Die Kandidaten sollen jedoch von Peking ausgesucht werden.

(APA/AFP)

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