Israel kündigt "lange Tage des Kämpfens" an

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Bei den Angriffen auf den Gaza-Streifen wurden bisher mindestens 121 Menschen getötet und 900 verletzt.

Die militärischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und extremistischen Palästinensern gehen unvermindert weiter. Auch am Tag fünf der israelischen Bombardements im Gazastreifen zeichnete sich am Samstag kein Ende des Blutvergießens ab. Israel bereitet sich auf weitere "lange Tage des Kämpfens" vor, wie Verteidigungsminister Moshe Yaalon nach Medienberichten sagte.

Nach ständigem Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen bombardiert Israel seit der Nacht auf Dienstag Stellungen der radikal-islamischen Hamas und ihrer Milizen im Gazastreifen. Dabei wurden nach Angaben palästinensischer Rettungskräfte insgesamt mindestens 121 Menschen getötet, mehr als 900 verletzt. Unter den Opfern sind auch zahlreiche Zivilisten. Radikale Palästinenser beschossen am Samstag vom Gazastreifen aus erneut Israel. Die israelische Luftwaffe bombardierte Ziele in dem Küstenstreifen am Mittelmeer, dabei sollen 16 Palästinenser ums Leben gekommen sein.

Vermittlungen gescheitert

Die Bemühungen um einen Nahost-Frieden unter amerikanischer Vermittlung waren im April gescheitert. Auslöser der jüngsten Eskalation der Gewalt waren die Entführung und Ermordung von drei israelischen Teenagern und der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Burschen.

Die USA riefen die verfeindeten Seiten zur Einstellung der Kampfhandlungen auf. "Je schneller wir eine Waffenruhe erreichen können, umso besser ist das für beide Seiten", sagte der Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Josh Earnest, am Freitag (Ortszeit) in Washington. Das Weiße Haus habe in den vergangenen Tagen Gespräche sowohl mit Israel als auch mit den Palästinensern geführt. Die USA würden weiterhin tun, was sie können, um den Konflikt zu entschärfen.

Außenminister für Bodenoffensive

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu will die Militäroperationen nicht einstellen, solange die Hamas Israel mit Raketen beschießt. Um die Islamisten zur Beendigung des Raketenfeuers zu zwingen, schließe Israel "keine Option aus", sagte Netanyahu am Freitagabend bei einer Pressekonferenz in Tel Aviv. Außenminister Avigdor Lieberman hatte sich am selben Tag für eine Bodenoffensive ausgesprochen. "Es wird Zeit, dass wir den Weg zu Ende gehen", sagte Lieberman dem israelischen Fernsehen. Die Herrschaft der Hamas im Gazastreifen müsse beendet werden. An der Grenze wurden massive israelische Truppenverbände zusammengezogen.

Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas (Abu Mazen) dringt auf eine politische Lösung. Ihm sei nicht wichtig, wer den Konflikt begonnen habe, sagte er in einem Interview des libanesischen Fernsehsenders Al-Mayadin. "Mein wichtigstes Anliegen in diesem Krieg ist es, die Menschen zu schützen." Er forderte die Konfliktparteien auf, die Kämpfe zu beenden und zu der 2012 vereinbarten Waffenruhe zurückzukehren. "Die einzige Lösung wird eine politische sein." Israel warf der palästinensische Präsident vor, mit dem Bau von Siedlungen die jüngsten Friedensgespräche zum Scheitern gebracht zu haben.

Die Arabische Liga berief für Montag eine Sondersitzung zum Gazakonflikt ein. Dabei wollen die Außenminister der arabischen Staaten in Kairo über die aktuelle Lage beraten. Kuwait hatte das Treffen der arabischen Außenminister wegen der "Verschlimmerung der Lage" beantragt.

Blair in Ägypten

Auch der Sonderbeauftragte des Nahost-Quartetts, Tony Blair, reiste am Samstag zu Beratungen über den Konflikt nach Ägypten. Der ehemalige britische Premierminister will in der Hauptstadt Kairo mit Vertretern der ägyptischen Regierung über die Bemühungen für ein Ende der Gewalt sprechen, wie aus Regierungskreisen in Kairo verlautete.

Der iranische Präsident Hassan Rohani verurteilte die israelischen Angriffe scharf. Diese hätten eine "extrem besorgniserregende und katastrophale Situation" im Gazastreifen hervorgerufen und setzten den Frieden in der Region aufs Spiel, schrieb Rohani in einer Mitteilung der Bewegung der Blockfreien Staaten, deren Vorsitz der Iran momentan innehat.

Bei zwei Dritteln der Opfer im Gazastreifen soll es sich um Zivilisten handeln. Das israelische Militär bestreitet diese Darstellung. Es wirft den Militanten vor, Moscheen und Wohnhäuser für militärische Zwecke zu nutzen und so Zivilisten mutwillig zu gefährden.

Das israelische Militär hat mit seiner Offensive "Schutzrand" nach eigenen Angaben die Waffenstärke der Hamas "beträchtlich reduziert". Bei insgesamt 158 Luftangriffen seien in den letzten 24 Stunden 68 Raketenstellungen, 21 Posten der Militanten sowie 18 Waffenlager und -fabriken getroffen worden, hieß es in der Früh. Darüber hinaus seien zehn Militante angegriffen worden, von denen sechs unmittelbar am Abschießen von Raketen auf Israel beteiligt gewesen seien.

(APA/dpa/AFP)

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