Gazastreifen: Der Kampf der Drohnen

Die Kämpfe in Gaza nehmen kein Ende.
Die Kämpfe in Gaza nehmen kein Ende.(c) APA/EPA/MOHAMMED SABER (MOHAMMED SABER)
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Drohnen spielen für das isrealische Militär eine wichtige Rolle. Nun hat auch die Hamas eine Drohne in Richtung Israel geschickt.

Der Abschuss einer Drohne der palästinensischen Hamas-Miliz über der südisraelischen Stadt Ashdod lenkte die Aufmerksamkeit auf den unbemannten Luftkrieg in Nahost. Während Experten über Herkunft und Beschaffenheit des zerstörten Hamas-Fluggeräts noch rätseln, hat Israel ein weithin bekanntes und auch international vermarktbares Drohnenprogramm.

Dessen Anfänge reichen bis in die 1980er-Jahre zurück. Heute mietet die deutsche Bundeswehr drei Stück der israelischen Aufklärungsdrohne "Heron-1" für den Afghanistan-Einsatz. Das propellergetriebene unbemannte Luftfahrzeug fliegt vollautomatisch in 8000 Metern Höhe und kann bis zu 24 Stunden in der Luft bleiben. Es hat eine Spannweite von 16,6 Metern sowie eine Nutzlastkapazität von 250 Kilogramm. Es ist mit Kameras und Radars bestückt, die Tag und Nacht Aufklärungsbilder und -daten in Echtzeit liefern. Hersteller IAI (Israel Aerospace Industries) verkaufte das Modell unter anderen an Frankreich, Indien und die Türkei.

Drohnen zur Überwachung des Gazastreifens

Israel verfügt über zahlreiche weitere Modelle, die über dem Gazastreifen und dem Westjordanland intensiv zum Einsatz kommen. Darunter sind auch Versionen, die mit Raketen ausgestattet sind. Das summende Geräusch der unbemannten Fluggeräte nervt die Bewohner von Gaza, manche bringt es sogar um den Schlaf. "Wir setzen Drohnen im Gazastreifen ausschließlich zur Überwachung ein. Um festzustellen, von wo auf Israel gefeuert wird, wo sich Tunnels und Waffenarsenale befinden", sagt der israelische Militärsprecher Arye Shalicar.

Doch zumindest in der Vergangenheit kamen Drohnen immer wieder auch als Tötungs- und Kampfmittel zum Einsatz. Drohnen feuerten Raketen ab, um Hamas-Führer gezielt zu töten oder um Menschenansammlungen zu treffen, die von den israelischen Militärs als Kämpfertrupps am Grenzzaun wahrgenommen wurden. Dabei gab es immer wieder auch zivile Opfer - wenn es sich etwa beim vermeintlichen Kämpfertrupp um Landarbeiter beim Olivenpflücken handelte.

"Auf Überraschungen vorbereitet"

Die Hamas-Drohne hatte Isreal am Montag vor der Küste der Stadt Ashdod abgeschossen. Das unbemannte Fluggerät sei von einer Rakete des Abwehrsystems "Patriot" abgefangen und in der Luft zerstört worden, teilte das Militär mit. Nach Medienberichten war die Drohne aus dem Gazastreifen in den israelischen Luftraum eingedrungen. "Die Armee ist auf Überraschungen der (Anm. radikal-islamischen Hamas) in der Luft vorbereitet", kommentierte die Militärexpertin des israelischen Rundfunks.

Auch am Boden gehen die Gefechte weiter. Israelische Soldaten haben nach palästinensischen Angaben in der Nacht auf Montag im südlichen Westjordanland einen 21-Jährigen erschossen. Der palästinensische Rundfunk meldete, der junge Mann sei in der Nähe von Hebron bei einem Einsatz der Armee getötet worden. Soldaten hätten in verschiedenen Städten elf Abgeordnete der radikal-islamischen Hamas festgenommen.

Auch ein Hochschulprofessor aus Nablus sowie mehrere Angehörige von zwei Tatverdächtigen, die hinter der Entführung und dem Mord an drei israelischen Jugendlichen stehen sollen, seien unter den Festgenommenen. Eine Militärsprecherin in Tel Aviv sagte, im Westjordanland seien insgesamt 23 Palästinenser verhaftet worden.

Polizei gibt Details bekannt

Israels Polizei hat sich unterdessen erstmals ausführlicher zum Mord an dem palästinensischen Teenager Mohammed Abu Khedair geäußert. "Ein 29-Jähriger und zwei 17-Jährige haben den Mord umfassend gestanden", bestätigte Polizeisprecher Micky Rosenberg am Montag. Zuvor hatte die Justiz ihre Nachrichtensperre gelockert.

Der 16-jährige Palästinenser war Anfang Juli in einem Wald bei Jerusalem tot aufgefunden worden. Es soll sich um einen Racheakt für die Entführung und Ermordung dreier israelischer Jugendlicher durch radikale Palästinenser gehandelt haben. Der Mord an Abu Khedair hatte zur jüngsten Eskalation der Gewalt in Nahen Osten beigetragen.

EU fordert Waffenruhe

Die EU hat Israel und die radikalislamische Hamas im Gaza-Streifen zu einer sofortigen Waffenruhe aufgefordert. "Wir fordern alle Seiten zu einer maximalen Zurückhaltung auf, um Opfer zu vermeiden", sagte die Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton am Montag in Brüssel. Man sei mit den Akteuren in der Region in Kontakt.

Rechtsorientierte Politiker aus Israel sprachen sich offen gegen eine rasche Waffenruhe aus. Zeev Elkin von der regierenden Likud-Partei sagte: "Wir müssen weiter Schläge gegen die Hamas austeilen und wenn notwendig auch mit Bodentruppen vorgehen." Ein Streben Israels nach einer Waffenruhe würde von der anderen Seite als Schwäche ausgelegt, warnte er. Außenminister Avigdor Lieberman betonte im Gespräch mit der Nachrichtenseite "ynet", alle Optionen seien offen. "Wir haben das Gefühl, dass die internationale Gemeinschaft um jeden Preis Ruhe erzielen will." Sollte der Schlagabtausch jetzt enden, werde es jedoch in Kürze wieder eine neue Runde der Gewalt geben.

(APA/dpa)

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