Netanyahu: "Hamas will mehr zivile Opfer"

Benjamin Netanyahu unterstellt der Hamas, zivile Opfer in Kauf zu nehmen.
Benjamin Netanyahu unterstellt der Hamas, zivile Opfer in Kauf zu nehmen.(c) APA/EPA/ODED BALILTY / POOL
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Israel werde den Vorschlag nicht akzeptieren, berichten Medien. Am Montagabend haben UNO und USA ihren mehrtägigen Vermittlungsversuch gestartet.

Die Diplomatie im Gaza-Konflikt ist voll angelaufen. Jedoch gab es am Dienstag voerst keine Wortmeldungen, die in Richtung einer baldigen Waffenruhe deuten würden. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat der im Gazastreifen herrschenden Hamas vorgeworfen, mehr Verluste unter der eigenen Bevölkerung anzustreben. "Sie wollen, ich wiederhole, wollen mehr zivile Opfer", sagte Netanjahu am Dienstag bei einer Pressekonferenz mit UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon in Tel Aviv.

"Israel tut, was jedes Land tun würde, wenn Terroristen Raketen auf seine Städte hageln lassen würde", sagte der Regierungschef. Hamas missbrauche Hilfslieferungen von Zement, um neue "Terror-Tunnel" nach Israel zu graben. Israel habe eine Waffenruhe akzeptiert, Hamas jedoch abgelehnt. "Wir haben diese Eskalation nicht gewählt."

Zuvor hatte ein hochrangiger israelischer Diplomat bereits Hoffnungen auf eine fünfstündige humanitäre Waffenruhe gedämpft. Israel werde diesen Vorschlag nicht akzeptieren, dies habe man bereits dem UNO-Nahostgesandten Robert Serry mitgeteilt, berichtete die israelische Tageszeitung "Haaretz" (Onlineausgabe) am Dienstag unter Berufung auf den Diplomaten.

Die Gruppe Islamischer Jihad im Gazastreifen hatte signalisiert, dass es am Dienstag eine fünfstündige humanitäre Waffenruhe geben könnte, um den Menschen Gelegenheit zu geben, sich mit Lebensmitteln einzudecken. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und US-Außenminister John Kerry halten sich derzeit in der ägyptischen Hauptstadt Kairo auf, um sich in den kommenden Tagen für einen Waffenstillstand stark zu machen. Kerry sagte den Palästinensern im Gazastreifen am Montag humanitäre Hilfen im Umfang von 47 Millionen Dollar (knapp 35 Millionen Euro) zu.

"Hamas muss Entscheidung treffen"

Kerry rief bei seinem Besuch in Ägypten erneut zu einem sofortigen Ende der Gewalt auf. Er appellierte am Dienstag insbesondere an die radikalislamische Hamas, einer Waffenruhe mit Israel zuzustimmen. Hamas müsse eine grundlegende Entscheidung treffen, die erhebliche Auswirkungen auf die Menschen in Gaza habe, sagte Kerry in Kairo.

Mit dem ägyptischem Vorschlag für eine Waffenruhe gebe es einen Rahmen, mit dem die Gewalt beendet werden könne. Die humanitäre Krise in Gaza werde von Tag zu Tag schlimmer, erklärte Kerry nach einem Treffen mit seinem ägyptischen Amtskollegen Samih Shukri.

Ägypten will Vorschlag nicht überarbeiten

Ägypten ist weiterhin nicht bereit, seinen Vorschlag für eine Waffenruhe im Gazakonflikt zu überarbeiten. Die Haltung seiner Regierung zu der Initiative sei unveränderlich, erklärte der ägyptische Außenminister Samih Shukri nach dem Treffen mit Kerry. Berichte über eine mögliche Überarbeitung der Initiative seien unwahr.

Die Gewalt zwischen der im Gazastreifen herrschenden Hamas und Israel ging indes unvermindert weiter. Am Dienstag schlug eine Rakete in einem Haus in Yehud, 20 Kilometer östlich von Tel Aviv, so "Haaretz". Eine Frau wurde leicht verletzt. Kurz zuvor wurde eine Rakete der Hamas abgefangen.

Soldat "vermisst"

Am Sonntag hatte die im Gazastreifen herrschende Hamas verkündet, einen israelischen Soldaten entführt zu haben. Die isrealische Armee bestätigte am Montag lediglich, dass ein Soldat "vermisst" werde. Es werde vermutet, dass der Soldat tot sei, zitierten israelische Medien einen Militärvertreter.

Der israelische Sender Channel 10 News berichtete, dass der Mann in einer Attacke am Sonntag getötet worden sei. Die israelische Zeitung "Haaretz" erklärte, dass erst sechs der sieben getöteten Soldaten identifiziert worden seien.In dem vor mehr als zwei Wochen wieder aufgeflammten Konflikt zwischen der radikalislamischen Hamas und Israel wird ein israelischer Soldat "vermisst". Das gab die israelische Armee am Dienstag bekannt. Es werde vermutet, dass der Soldat tot sei, zitierten israelische Medien einen Militärvertreter.

Zwei weitere israelische Soldaten kamen bei Kämpfen in der Nacht zum Dienstag ums Leben. Damit starben seit dem Beginn der Offensive am 8. Juli bisher 27 israelische Soldaten. Außerdem wurden zwei israelische Zivilisten getötet. Auf palästinensischer Seite wurden 576 Menschen getötet.

"Gaza ist eine offene Wunde"

Ban forderte nach seiner Ankunft eine sofortige Waffenruhe im Gazastreifen. Israel und die militanten Palästinenser könnten im Anschluss an eine Feuerpause in einen Dialog über ihre Differenzen treten, sagte er. Mit Blick auf fast 600 Tote seit dem 8. Juli fügte er hinzu: "Gaza ist eine offene Wunde, ein Heftpflaster hilft da nicht."

Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas und der Führer der Hamas-Exilorganisation, Khaled Maschaal, erörterten unterdessen in der katarischen Hauptstadt Doha Möglichkeiten für einen Waffenstillstand. Palästinensische Offizielle sprachen von gewissen Fortschritten, wiesen aber darauf hin, dass eine Einigung zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas weiterhin nicht in Reichweite sei.

(APA/AFP/dpa)

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