Deutschland: Union will Russland Fußball-WM entziehen

Zug zum Tor: Russlands Präsident Putin (hier auf einem Archivbild) will die WM 2018 für Russlands Image nutzen
Zug zum Tor: Russlands Präsident Putin (hier auf einem Archivbild) will die WM 2018 für Russlands Image nutzenEPA
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Nach dem Abschuss von Flug MH17 stellen deutsche Politiker in Frage, ob Russland noch geeignet sei, die Fußball-WM 2018 auszutragen. Die SPD hält den Vorstoß aus der Union allerdings für verfrüht.

Sport ist Politik. Dies wurde zuletzt rund um die olympischen Winterspiele im russischen Sotschi zu Jahresbeginn deutlich. Monatelang wurde diskutiert, ob westliche Politiker das Sportfest, in dessen Glanz sich Russlands Präsident Wladimir Putin sonnte, nicht boykottieren sollten. Die Kritiker fühlten sich später insofern im Recht, als Russland wenig später militärisch auf der ukrainischen Halbinsel Krim intervenierte und diese wenig später annektierte.

Nun ist wieder eine Diskussion losgebrochen, und diesmal geht es um die Fußball-WM 2018: Drei ranghohe deutsche Politiker aus den Reihen der Union plädierten nun dafür, Russland diese WM wieder zu entziehen. Eine Neuvergabe der WM als Strafmaßnahme könne wesentlich wirkungsvoller sein als die Verhängung harter Wirtschaftssanktionen, zitierte "Spiegel Online" Michael Fuchs, den Vizevorsitzenden der Unionsfraktion im deutschen Bundestag.

"Dann ist WM in Russland unvorstellbar"

Der Weltfußballverband Fifa solle sich Gedanken machen, ob Moskau ein geeigneter Gastgeber sei, wenn es noch nicht einmal sichere Luftwege garntieren könne, sagte Fuchs mit Blick auf den Abschuss einer malaysischen Passagiermaschine mit 298 Menschen an Bord über der umkämpften Ostukraine am vergangenen Donnerstag, für den der Westen pro-russische Separatisten verantwortlich macht.

Noch kräftiger äußerte sich Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU): Wenn die russische Regierung nicht aktiv an der Aufklärung des Flugzeugabsturzes mitwirke, sei "die Fußball-WM 2018 in Russland unvorstellbar". Auch Stephan Mayer, Politiker der bayrischen CSU und innenpolitischer Sprecher der Union im Bundesetag, fordert darüber nachzudenken, Russland die WM wieder zu entziehen. Dies dürfe kein Tabu sein, zitiert ihn die "Bild"-Zeitung.

In der SPD hält man derartige Gedankenspiele indes noch für verfrüht: "Jetzt, vier Jahre im voraus, eine Debatte über die nächste Fußball-WM zu führen, halte ich nicht für besonders klug, sagte Wirtschaftsminister und SPD-Chef Sigmar Gabriel laut dem "Spiegel".

Deutsche für Sanktionen, gegen Intervention

Eine knappe Mehrheit der Deutschen (53 Prozent) spricht sich mittlerweile für die Verhängung von regelrechten Handelssanktionen gegen Russland aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov. Nur 26 Prozent der Befragten waren dagegen. Auch das Einfrieren russischer Bankkonten im Westen befürworten 53 Prozent.

Ein militärisches Eingreifen oder einen diplomatischen Bruch mit Russland lehnt der Großteil dagegen deutlich ab. 62 Prozent wollen nicht, dass die diplomatischen Beziehungen zu Russland gekappt werden (22 Prozent waren dafür), militärische Hilfe für die neue ukrainische Regierung lehnen sogar 64 Prozent ab (18 Prozent waren dafür). Westliche Truppen zum Schutz der Ukraine vor Russland zu entsenden, halten nur 15 Prozent für richtig, 65 Prozent sind dagegen.

(APA/DPA/Red.)

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