Piloten kritisieren Freigabe von Flughafen Tel Aviv

Wo gehts hier zum Schutzraum? Schild am internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv
Wo gehts hier zum Schutzraum? Schild am internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel AvivAPA/EPA/JIM HOLLANDER
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Nach einem Raketenangriff hatten US-amerikanische und europäische Airlines den Flughafen Ben Gurion temporär nicht mehr angeflogen. Obwohl sich die Sicherheitslage nicht änderte, wurde die Sperre wieder aufgehoben.

Die Pilotenvereinigung Cockpit hat die Freigabe des Flughafens Tel Aviv in Israel durch die europäische Luftfahrtbehörde EASA kritisiert. „Wir sehen das deutlich anders. Uns ist nicht bekannt, dass sich an der Bedrohungslage grundlegend etwas geändert hat“, sagte Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg am Donnerstag.

Er wertete die vorübergehende Anweisung der US-Luftfahrtbehörde sowie der EASA, Tel Aviv nicht anzufliegen, als politische Entscheidung. Das gleiche gelte nun für die Aufhebung. „Es gibt viele Besatzungsmitglieder, die erhebliche Bauchschmerzen damit haben“, sagte Handwerg. „Verkehrsflugzeuge haben in Kriegs- und Krisengebieten nichts verloren.“ Die Besatzung sei aber letztlich an die Anweisung des Arbeitgebers gebunden. Anders sei dies nur, wenn das Auswärtige Amt ausdrücklich warne. Dies sei aber nicht zu erwarten.

AUA will am Abend entscheiden

Nach der US-Luftfahrtbehörde hat auch die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) am Donnerstag ihre Warnung vor Flügen nach Tel Aviv in Israel aufgehoben. Allerdings sollten weiterhin "die Risiken in Bezug auf die Sicherheit von Flügen genau beobachtet werden", teilte die Agentur mit. Zahlreiche Fluglinien, darunter auch die AUA, hatten aufgrund der temporären Warnung ihre Flüge nach Tel Aviv gestrichen. Die israelische Regierung reagierte verärgert auf die Maßnahmen und drang auf die sofortige Aufhebung des Verbots.

AUA-Sprecher Peter Thier sagte gegenüber der APA, eine Entscheidung über eine Wiederaufnahme der Tel-Aviv-Flüge werde am Abend getroffen

"In Ägypten hätte man sich anders verhalten"

„Israel ist immer ein Politikum“, sagte Piloten-Vertreter Handwerg. Es würden offenbar hier andere Maßstäbe angelegt als in anderen Ländern. „Wenn so etwas in Ägypten passiert wäre, hätte man sich sicher ganz anders verhalten.“ Es müsse auch den Passagieren klar sein, dass die Sicherheitslage in Tel Aviv nicht mit der etwa von Frankfurt zu vergleichen sei.

Nachdem inmitten des Gaza-Konflikts eine Rakete in der Nähe des Flughafens Tel Aviv eingeschlagen war, hatte am Dienstag die US-Flugbehörde FAA verboten und die EASA empfohlen, einen Anflug zu vermeiden. Daraufhin hatten insgesamt rund 30 ausländische Fluggesellschaften ihre Flüge ausgesetzt. Darunter waren auch die Lufthansa, die AUA und Air Berlin.

Die radikal-islamische Hamas erklärte am Donnerstag, sie ziele weiter auf den Flughafen bei Tel Aviv.

Bereits 733 Tote im Gazastreifen

Die Zahl der Toten im Gazastreifen ist seit Beginn der israelischen Offensive am 8. Juli am Donnerstag auf 733 gestiegen, teilten palästinensischen Rettungskräfte am Donnerstag mit.  Bei einem israelischen Granatenangriff auf eine UN-Schule im nördlichen Gazastreifen wurden nach palästinensischen Angaben mindestens zehn Menschen getötet. Dutzende von Menschen seien in der Ortschaft Beit Hanoun verletzt worden, berichteten palästinensische Augenzeugen am Donnerstag.

Eine israelische Armeesprecherin sagte am Donnerstag in Tel Aviv, man prüfe den Bericht. Israel wirft der im Gazastreifen herrschenden Hamas vor, immer wieder aus dicht bewohnten Vierteln die Armee anzugreifen und so den Tod von Zivilisten in Kauf zu nehmen. In der Vergangenheit hatte die Hamas immer wieder UN-Schulen als Waffenlager genützt.

Explosionen in Tel Aviv

Über dem Großraum Tel Aviv wurden am Donnerstag erneut fünf aus dem Gazastreifen abgefeuerte Raketen abgefangen worden. Im Zentrum von Tel Aviv waren mehrere laute Explosionen zu hören. Auch in dem etwa zwei Kilometer vom Flughafen entfernten Ort Yahud heulten erneut die Sirenen. Eine Armeesprecherin in Tel Aviv sagte aber, sie könne einen Angriff auf den Flughafen nicht bestätigen

(APA/Reuters)

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