Spaniens Sozialisten setzen auf „schönen Pedro“

SPAIN PARTIES PSOE
SPAIN PARTIES PSOE(c) APA/EPA/LUCA PIERGIOVANNI (LUCA PIERGIOVANNI)
  • Drucken

Der frisch ernannte PS-Chef Sánchez hofft, mit Charme Korruptionsskandale in den Schatten zu drängen.

Madrid. Gut aussehend, sympathisch, redegewandt: Das sind die Waffen von Pedro Sánchez (42), der in Spanien gerade aus dem Nichts auf den Stuhl des sozialistischen Parteichefs katapultiert wurde. Der kometenhafte Aufstieg dieses großen Unbekannten markiert einen Neuanfang und Umbruch bei Spaniens Sozialisten, die sich nach Wahlniederlagen und einem Korruptionsskandal im Umfragetief befinden. Der Hoffnungsträger könnte schon bei der Parlamentswahl 2015 zur Gefahr für Spaniens unpopulären konservativen Premier, Mariano Rajoy, werden.

Mit hochgekrempelten Ärmeln, in Jeans und nettem Lächeln im Gesicht – so eroberte der politische Newcomer die Basis. Die etwa 200.000 Parteimitglieder durften erstmals ihren Chef direkt wählen, statt dies wie bisher den Delegierten auf dem Parteikongress am Wochenende zu überlassen. Sánchez, der erst vor ein paar Monaten als Nachrücker ins Parlament eingezogen war, schaffte das Wunder: Der Nobody setzte sich gegen seinen bekannteren internen Rivalen, Eduardo Madina, durch.

Betrugsskandal in Andalusien

„Ich werde die Partei erneuern, um Spanien zu erneuern!“, rief der Überraschungssieger nach seinem Triumph, mit dem kaum jemand gerechnet hatte. Als Sánchez, ein promovierter Wirtschaftswissenschaftler und Universitätslehrer, vor Kurzem seinen Hut in den Ring warf, wurde er noch mitleidig belächelt. Doch dann ging der smarte Sánchez auf Ochsentour durch die Provinz, besuchte kleine Dörfer, in denen schon lange kein großer Politiker mehr aufgetaucht war, ließ seinen Charme spielen und zeigte zugleich Kompetenz.

Mangel an Selbstbewusstsein hat Sánchez zweifellos nicht. Kaum gewählt, verkündete er bereits sein nächstes Ziel: Die Rückeroberung der Macht im spanischen Regierungspalast, wo seit Ende 2011 der konservative Ministerpräsident, Rajoy, die Fäden zieht. „Der Wechsel bei den Sozialisten ist der Anfang vom Ende Rajoys“, verspricht er. Solche optimistischen Töne kommen in der gebeutelten Partei an, die sich bis heute nicht von ihrer Wahlniederlage samt Machtverlust vor drei Jahren erholt hat.

Wohl auch, weil dem bisherigen Generalsekretär, dem sozialistischen Urgestein Alfredo Pérez Rubalcaba, die Kraft zur Erneuerung fehlte. Und zudem ein gigantischer Betrugsskandal in der südspanischen Sozialistenhochburg Andalusien den Eindruck erweckte, dass auch die „Partei der Arbeiter“ im spanischen Korruptionssumpf versinkt. Nicht nur hier wird Parteichef Pedro Sánchez ordentlich aufräumen müssen, um seiner Partei wieder Glaubwürdigkeit zu verleihen. Allein mit seinem Markenzeichen, dem so gewinnenden und fotogenen Lächeln, wird er die schwere Krise seiner Partei wohl nicht lösen können. Aber immerhin hat ihm sein Sonnyboy-Image schon einen Spitznamen eingebracht: „Pedro der Schöne“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.