Israel will kämpfen "bis wir alle Tunnel zerstört haben"

Ein israelischer Panzer kehrt über die Grenze nach Israel zurück.
Ein israelischer Panzer kehrt über die Grenze nach Israel zurück.(c) REUTERS
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Der UN-Sicherheitsrat fordert eine Feuerpause, um humanitäre Hilfe zu ermöglichen. Israel trifft eine Klinik, die Hamas tötet vier Israelis im Grenzgebiet.

Ungeachtet internationaler Forderungen nach einer sofortigen Waffenruhe will Israel die Offensive im Gazastreifen fortsetzen. "Wir werden in den kommenden Tagen weitermachen, bis wir alle Tunnel zerstört haben", so Israels Geheimdienstminister Juval Steinitz am Montag vor Journalisten in Jerusalem. Wichtigstes längerfristiges Ziel sei eine Entmilitarisierung des Küstenstreifens am Mittelmeer.

Israel musste am Montag erneut Opfer in Kauf nehmen.  Bei einem Angriff mit Granatwerfern durch militante Palästinenser sind am Montag mindestens vier Israelis getötet worden. Israelische Medien berichteten, es habe auch Verletzte gegeben, als Geschosse im Grenzgebiet zum Gazastreifen in Eshkol eingeschlagen sei. Der Angriff hat zu den bisher meisten Opfern in Israel seit Beginn der Militäroffensive im Gazastreifen vor drei Wochen geführt.

Der internationale Druck zur Beendigung des Blutvergießens wird stärker. Nach US-Präsident Barack Obama forderte auch der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eine "sofortige und bedingungslose humanitäre Waffenruhe" zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas. Die Konfliktparteien sollten die Kampfhandlungen einstellen, um Hilfe möglich zu machen, hieß es in einer Erklärung des UN-Gremiums.



UN-Generalsekretär Ban Ki-moon stellte die Härte des Waffeneinsatzes infrage. "Die Höhe der zivilen Verluste bringt die Frage der Verhältnismäßigkeit auf den Tisch", sagte Ban in New York. "Alle Seiten haben die Verantwortungen, die Feindseligkeiten zu beenden. Wenn die Kämpfe weitergehen, leiden zu allererst die Zivilisten. Seine Botschaft lautete: "Hört auf zu kämpfen! Und dann setzt Euch zusammen und bringt alle Konflikte auf den Tisch."

Israels Sicherheitsbedürfnisse

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu bemängelte bei einem Telefonat mit Ban, die Erklärung des Sicherheitsrates befasse sich nur "mit den Bedürfnissen einer mörderischen Terrororganisation, die israelische Zivilisten angreift, und nicht mit Israels Sicherheitsbedürfnissen".

Wie Muslime in aller Welt begehen auch die Palästinenser im Gazastreifen das Fest des Fastenbrechens (Eid al-Fitr), das in diesem Jahr von der israelischen Offensive überschattet wird.

Nach einem nächtlichen Abflauen der Gewalt kam es am Montag wieder zu einem Schlagabtausch. Die israelische Armee beantwortete Raketenangriffe mit Artilleriefeuer. Armeesprecher Moti Almos sagte, die Truppen würden weiter Tunnel zerstören. "Wenn es Angriffe gibt, reagieren sie."

Nach einer ersten Weigerung hatte die Hamas am Sonntagnachmittag eine 24-stündige Waffenruhe erklärt, die Israel jedoch nicht offiziell akzeptierte. Auch Ägyptens Armee zerstörte weiter 14 Schmuggler-Tunnel zum Gazastreifen.

Rakete trifft Klinik in Gaza

Auf dem Gelände des größten Krankenhauses im Gazastreifen ist am Montag eine israelische Rakete eingeschlagen. Das Geschoss habe ein Gebäude nahe am Eingang der Shifa-Klinik in Gaza getroffen, gaben Mitarbeiter an. Die AFP berichtete, ersten Erkenntnissen zufolge kamen Menschen nicht zu Schaden. Laut dpa seien mindestens drei Menschen getötet und dutzende weitere verletzt worden, so Augenzeugen.

Rechtsorientierte israelische Politiker sprachen sich gegen eine rasche Waffenruhe aus. "Diese Offensive darf nicht mit Erfolgen für die Hamas enden", sagte Seev Elkin von der regierenden Likud-Partei. "Es wäre Erpressung, wenn sie auf uns schießt und dafür bekommt, was sie will." Seine Parteifreundin Zipi Chotoveli sagte, Israel dürfe Obamas Aufruf nach einer dauerhaften Waffenruhe nicht nachkommen. "Der US-Vorschlag dient nur den Interessen der Hamas."

"Raketen sind das Kernproblem"

Geheimdienstminister Steinitz sagte: "Wir wollen eine echte umfassende Lösung, die wirkliche Erleichterung für die Menschen auf beiden Seiten bringt." Die Palästinenser hätten sich im Rahmen der Friedensabkommen mit Israel zu einer Entmilitarisierung verpflichtet. "Die Raketen sind das Kernproblem in Gaza." Auch die Menschen im Gazastreifen litten unter "diesem unnötigen Krieg".

Seit Beginn der Offensive vor drei Wochen sind mehr als 1000 Palästinenser getötet und mehr als 6000 weitere verletzt worden. Auf israelischer Seite starben 43 Soldaten und drei Zivilisten.

Iran plant Konferenz

Der Iran plant für nächste Woche eine internationale Konferenz zu Hilfe für die Menschen im Gazastreifen. Außenminister Mohammad Javad Zarif lud am Montag seine Amtskollegen im Palästina-Ausschuss der Bewegung der Blockfreien Staaten zu dem eintägigen Treffen nach Teheran ein. Das genaue Datum stehe aber noch nicht fest, meldete die Nachrichtenagentur ISNA.

Dem Palästina-Ausschuss gehören unter anderem die Außenminister Ägyptens, Indiens und Südafrikas an. Es gehe darum, die Krise in dem Küstenstreifen am Mittelmeer schnell beizulegen und der notleidenden Bevölkerung Hilfe zukommen zu lassen, sagte der Minister.

(APA/Reuters/AFP/dpa)

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