Libyen: Brennende Benzintanks außer Kontrolle

Tripolis fürchtet eine gewaltige Explosion zweier Benzintanks.
Tripolis fürchtet eine gewaltige Explosion zweier Benzintanks.(c) imago/Xinhua (imago stock&people)
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Sechs Millionen Liter Benzin könnten explodieren. Den Feuerwehren ist das Löschwasser ausgegangen. Österreich zieht seine Diplomaten aus Libyen ab.

Am Rande der libyschen Hauptstadt Tripolis ist am Montag ein Großfeuer in einem Treibstoffdepot völlig außer Kontrolle geraten. Die Lage sei "sehr gefährlich", erklärte die libysche Regierung, nachdem am Montag ein zweiter riesiger Treibstofftank Feuer gefangen hatte.

Der staatliche Ölkonzern NOC teilte mit, das Großfeuer sei inzwischen "außer Kontrolle" geraten und die Feuerwehr habe das Gelände verlassen.

Seit Sonntag hatten die libysche Einsatzkräfte vergeblich versucht, das Feuer in dem Treibstofflager zu löschen, nachdem dort im Zuge von Kämpfen zwischen verfeindeten Milizen eine Rakete in einem sechs Millionen Liter fassenden Tank eingeschlagen war. Das Depot liegt rund zehn Kilometer von der Stadt entfernt an der Straße zum internationalen Flughafen und umfasst insgesamt 90 Millionen Liter an Treibstoffvorräten. Um das Flughafengelände kämpfen die Milizen seit etwa Mitte Juli, dabei wurden bereits dutzende Menschen getötet.

Raketen im Katastrophengebiet

Ein NOC-Sprecher sagte, die Feuerwehrleute hätten das Gelände verlassen. "Die Situation ist außer Kontrolle." Die Regierung warnte vor einer "Katastrophe" mit "unvorhersehbaren Konsequenzen" für Mensch und Umwelt, sollte das Feuer nicht gelöscht werden. Mehrere Länder boten an, Löschflugzeuge zu entsenden.

Die libysche Regierung forderte alle Bewohner in einem Umkreis von drei Kilometern rund um das Feuer auf, ihre Häuser sofort zu verlassen. An die Milizen gerichtet forderte sie einen "sofortigen Waffenstillstand". Dennoch schlugen in der Gegend am Montag weiterhin Raketen ein, wie ein AFP-Fotograf berichtete.

Nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 kommt das Land kaum zur Ruhe. Rivalisierende Milizen kämpfen um die Vorherrschaft und Kontrolle über verschiedene Städte, Landesregionen oder Einnahmequellen. Auch in der östlichen Metropole Benghazi herrschen Chaos und Gewalt. Bei Gefechten zwischen Regierungskräften und islamistischen Milizen wurden allein am Wochenende laut Armee und Rettungskräften 28 Menschen getötet.

Österreich fliegt Diplomaten aus

Im Außenministerium in Wien wurde am Montag erklärt, es sei nun die Entscheidung getroffen worden, das gesamte österreichische Botschaftspersonal aus Tripolis abzuziehen. Es gehe darum, so rasch wie möglich das Land zu verlassen. Die Botschaft werde zunächst von Tunesien aus ihre Aufgabe wahrnehmen. Aufgrund der prekären Sicherheitslage in Libyen sei der Schritt notwendig geworden. Eine Reisewarnung habe es bereits zuletzt gegeben. Nun gebe es auch die Aufforderung an alle Österreicher, das Land umgehend zu verlassen, betonte das Außenministerium.

Wegen der anhaltenden Gewalt in Libyen zog auch das deutsche Auswärtige Amt sein Botschaftspersonal aus Tripolis ab. Das Personal wurde "aus Sicherheitsgründen vorübergehend evakuiert", sagte eine Sprecherin. Die Botschaft sei aber noch nicht geschlossen und werde ihre Arbeit in der Region fortsetzen. Sobald die Sicherheitslage es erlaube, werde das Personal nach Tripolis zurückgeschickt.

Nachdem eine Reihe von westlichen Staaten wie Österreich, Deutschland, die USA und Frankreich, ihre Staatsbürger zum Verlassen des nordafrikanischen Landes aufgefordert hatten, veröffentlichten immer mehr Regierungen ähnliche Aufrufe. Italien und Malta schickten Flugzeuge, um ihre Staatsbürger abzuholen. Kairo appellierte an hunderttausende ägyptische Gastarbeiter in Libyen, die umkämpften Zonen Tripolis und Benghazi zu verlassen.

(APA/AFP/Reuters)

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