Gaza-Konflikt: UN-Schule wurde zur tödlichen Falle

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Viele palästinensische Flüchtlinge finden in Schulen und Spitälern Unterschlupf.

Jerusalem. Die Menschen waren auf Anweisung der israelischen Armee aus ihren Häusern geflohen und hatten, weil sie sich zumindest dort sicher wähnten, in der UN-Schule Abu Hussein in Jabalia Zuflucht gesucht. Ein tödlicher Irrtum. Bei einem Angriff der Armee auf das Areal starben mindestens 16 Palästinenser. Erst vor einer Woche kamen über ein Dutzend Menschen bei dem Beschuss einer UN-Schule in Khan Younis ums Leben.

Die USA haben den israelischen Beschuss der UN-Schule verurteilt. Das teilte Bernadette Meehan, eine Regierungssprecherin im Weißen Haus, der dpa mit. "Die USA verurteilen das Geschützfeuer auf die UNRWA-Schule in Gaza", bei der "Dutzende unschuldige Palästinenser" ums Leben gekommen seien, darunter auch Kinder und humanitäre Helfer.

Die Armee lehnte die Verantwortung für die Todesopfer allerdings ab und sprach von einer fehlgeleiteten Panzergranate, die auf einem „menschenleeren Hof“ der Schule eingeschlagen sei. Am Nachmittag ließ die israelische Armee erneut in weiten Teilen des Gazastreifens für vier Stunden die Waffen ruhen. Die Hamas lehnte eine Feuerpause indes ab.

Am frühen Abend starben bei einem weiteren israelischen Luftangriff mindestens 15 Menschen auf einem Markt.

Zahl der Flüchtlinge steigt

In Kairo kamen derweil Mittwochnachmittag die palästinensischen Fraktionen der Fatah, Hamas und des Islamischen Dschihad zusammen, um mit ägyptischen Vermittlern über die Bedingungen für einen Waffenstillstand zu beraten. Im Gespräch war zunächst eine humanitäre Feuerpause von 24 Stunden, die verlängert werden könnte.

Unterdessen steigt die Zahl der Flüchtlinge dramatisch an. Offiziell sind es rund eine Viertel Million, inoffiziell dürften es doppelt so viele sein. Die Armee warnt die Bevölkerung vor geplanten Angriffen. Immer größer werden jedoch die Regionen, in denen Luftwaffe, Marine und Panzerbataillone Jagd auf die Islamisten machen.

Bei dem Kampf gegen die geheimen Tunnel, durch die die Terrorkommandos aus dem Gazastreifen nach Israel geschleust werden könnten, ist nun eine Pufferzone im Grenzgebiet mit einer Breite von drei Kilometern geplant. Damit würden rund 44 Prozent des Gazastreifens unbewohnbar werden. Jene Palästinenser, deren Bleibe entweder zerbombt wurden oder die dem Aufruf der Armee folgten, ihre Häuser zu verlassen, gehen zuerst zu Verwandten. Manche suchen in oder in der Nähe von Krankenhäusern Unterschlupf, viele übernachten aber auch unter freiem Himmel in Parkanlagen. Nur ein Teil findet Platz in Schulen und Sporthallen.

Die UNRWA (United Nations Relief and Works Agency) für palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten versorgt allein im Gazastreifen rund 1,2 Millionen Menschen mit Grundnahrungsmitteln, Erziehungs- und Gesundheitseinrichtungen. Ägypten hält die Grenze für den Personenverkehr noch immer geschlossen. Im Gazastreifen gibt es keinen sichereren Ort für die Flüchtlinge – hinaus können sie auch nicht.

Waffenlager in Schule

„Siebzehnmal“, erklärte UNRWA-Sprecher Christopher Gunness gegenüber dem Sender BBC, sei Israel darüber informiert worden, dass sich in der UN-Schule von Jabalja Palästinenser aufhalten. Die israelische Armee rechtfertigt den Beschuss damit, dass aus den UN-Einrichtungen auf die Soldaten gefeuert worden war. Eine am Dienstag vom UN-Nachrichtenzentrum veröffentlichte Meldung bestätigt, dass die UNRWA in einer ihrer Schulen im Zentrum von Gaza ein geheimes Waffenlager gefunden habe. Die fragliche Schule war allerdings noch nicht für die Flüchtlinge geöffnet worden.

asdasd

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2014)

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