Ukraine: Deutschland warnt vor Eingreifen Russlands

Ein russisches Kampfflugzeug, aufgenommen über dem Baltikum
Ein russisches Kampfflugzeug, aufgenommen über dem BaltikumReuters
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Für den deutschen Russland-Beauftragten Gernot Erler steht Putin unter starkem internen Druck. Armee und Separatisten vereinbarten derweil einen Gefangenenaustausch.

In Deutschland wächst die Furcht, Russland könnte bald offen in den Konflikt im Osten der Ukraine eingreifen: "Der russische Präsident Wladimir Putin steht unter sehr starkem Druck, die von ihm unter Schutz genommenen russischsprachigen Bewohner der Ostukraine nicht im Stich zu lassen. Wenn die Separatisten in die Nähe einer militärischen Niederlage kommen, dann kann niemand ein direktes Eingreifen Russlands über die Grenze hinweg aussschließen." Dies sagte Gernot Erler, der Russlandbeauftragte der deutschen Bundesregierung, gegenüber der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Tatsächlich hat sich die militärische Lage für die Separatisten in den vergangenen Wochen deutlich verschlechtert. Sie verlieren Stadt um Stadt, längst hat auch der entscheidende Kampf um ihre größte und wichtigste Hochburg, die Millionenstadt Donezk, begonnen. Die Ukraine und die USA werfen Russland in diesem Zusammenhang immer wieder vor, schon jetzt gelegentlich Stellungen der ukrainischen Armee unter Feuer zu nehmen.

Deutschlands Russland-Beauftragter Gernot Erler
Deutschlands Russland-Beauftragter Gernot ErlerBruckberger

"Es wäre eine schreckliche Eskalation, wenn es zu einer direkten Intervention käme", meinte Erler, der auf eine längere Feuerpause setzt, die ein Fenster für eine umfassende Lösung eröffnen solle: "Die große Herausforderung besteht dabei darin, dass niemand als Verlierer vom Feld geht.

Experten untersuchen Absturzstelle

Forensiker haben an der Absturzstelle des vor zweiWochen abgeschossenen Malaysia Airlines-Flugzeugs im Osten der Ukraine nach Angaben des australischen Premierministers Tony Abbott weitere Leichenteile geborgen. Ein Team von niederländischen und australischen Experten hatte das Absturzgebiet nach tagelangen Verzögerungen am Donnerstag erreicht, sagte Abbott Reportern am Freitag in Sydney.

Sie seien wohlbehalten zurückgekehrt. Ein größeres Team wolle innerhalb von 24 Stunden zur Absturzstelle gelangen. Die Boeing mit 298 Menschen an Bord war am 17. Juli abgestürzt. Prorussische Rebellen werden verdächtigt, sie mit einer Rakete abgeschossen zu haben.

Die Kämpfe im Osten des Landes haben sich derweil erneut intensiviert. Wie das ukrainische Fernesehen berichtete, wurden in der Nacht mindestens 20 Soldaten in einem Hinterhalt getötet. Die Fallschirmjäger-Einheit sei in der Nähe der Stadt Schachtarsk unter Mörser- und Panzer-Beschuss geraten, ganz in der Nähe der Absturzstelle von Flug MH17.

In den vergangenen Tagen haben die ukrainischen Streitkräfte ihre Offensive im Osten intensiviert, um die Absturzstelle unter Kontrolle zu bringen. Die offizielle Begründung ist, dass dies den Zutritt für die internationalen Beobachter erleichtern soll. Experten fürchten jedoch, dass gerade durch die intensiven Kampfhandlungen das Gelände sozusagen "kontaminiert" werden würde und mögliche Beweismittel vernichtet werden würden.

20 Gefangene werden freigelassen

Die vorläufige Opfer-Bilanz der seit April Kämpfe zwischen der Armee und prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine wird von der UNO mit 1100 beziffert.

Armee und Separatisten haben derweil bei Krisengesprächen in Minsk den gegenseitigen Austausch von 20 Gefangenen vereinbart. „Die Männer werden in Kürze freigelassen“, sagte der ukrainische Ex-Präsident Leonid Kutschma, der an den Verhandlungen in der weißrussischen Hauptstadt als Vermittler teilgenommen hatte, am Freitag in Kiew. Die Freilassung dieser Personen sei ein wichtiges Element, um einen beiderseitigen und stabilen Waffenstillstand zu erreichen, so hatte die an den Gesprächen beteiligte Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) im Vorfeld erklärt.

>>> Zum Bericht der Neuen Osnabrücker Zeitung

(APA/Reuters/Red.)

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