Russland verbietet auch Fleisch und Fisch aus EU

ITAR TASS VORONEZH RUSSIA AUGUST 5 2014 Russia s president Vladimir Putin looks on at a meeting
ITAR TASS VORONEZH RUSSIA AUGUST 5 2014 Russia s president Vladimir Putin looks on at a meetingimago/ITAR-TASS
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Die Gegensanktionen fallen härter aus als gedacht. Auch Schweinefleisch, Österreichs wichtigster Agrarexport nach Russland, ist betroffen. Moskau droht zudem mit Überflugverbot für EU und USA.

Russland hat am Freitag harte Gegensanktionen gegen die EU verkündet. Anders als zunächst angenommen, gilt das Importverbot nicht nur für Obst und Gemüse. Auch Fleisch und Fisch aus der EU sind betroffen. Das Handelsembargo gilt zugleich auch für Agrarprodukte aus den USA, Australien, Kanada und Norwegen.

Nach Angaben von Premier Dmitrij Medwedjew ist das Importverbot ab sofort gültig. Es soll für ein Jahr aufrecht erhalten werden.

Unter das Importverbot fällt damit auch Schweinefleisch - Österreichs mit Abstand wichtigster Agrar-Export nach Russland.

2013 hatte Österreich Waren im Wert von 237 Millionen Euro nach Moskau geliefert. Das waren um 26 Prozent mehr als 2012.  Der Grund für den rasanten Anstieg ist die Vorliebe Russlands für österreichisches Schweinefleisch. Von der AMA (Agrarmarkt Austria) hatte es damals geheißen, "Russen fliegen auf österreichisches Schweinefleisch". Die ausgeführte Menge verdreifachte sich 2013 auf 10.152 Tonnen.

Das Einfuhrverbot diene den nationalen Interessen und der Sicherheit Russlands, hieß es bereits im Vorfeld in Moskau.Russland will nun mehr Waren aus Südamerika importieren. Gespräche seien für diesen Donnerstag mit den Botschaftern Ecuadors, Brasiliens, Chiles und Argentiniens geplant, meldete die Agentur Interfax.

Moskau hatte zuletzt bereits mehrere Importverbote für westliche Produkte erlassen, diese aber mit Hygienefragen und Verbraucherschutz begründet. Nun wies Putin die Regierung zu einer strengen Preiskontrolle an, damit die Maßnahmen nicht zulasten der Verbraucher gingen.
Westliche Lebensmittel sind in Russland bisher überall erhältlich. Allerdings greifen viele Russen eher auf heimische Produkte zurück, weil Westware in der Regel deutlich teurer ist.

Russland drohte am Donnerstag auch mit einem Überflugverbot für EU und USA. Man erwäge europäischen und US-Airlines den Flug über Russland zu Zielen in der (Süd)-Ostasien zu verbieten. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Ukrainische Fluglinien wurden dagegen bereitsm mit einem Überflugverbot belegt.

Merkel und Putin telefonieren

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat Russlands Präsidenten Wladimir Putin indirekt Unterstützung der Aufständischen im Osten der Ukraine vorgeworfen. Die Kanzlerin habe sich in einem Telefonat mit Putin besorgt gezeigt, "dass von Russland aus Nachschub für die Separatisten in den Donbass geliefert werde", teilte eine Sprecherin der Bundesregierung am Mittwochabend in Berlin mit. Es war seit längerem das erste Telefonat Merkels und Putins, nachdem die beiden Staatsführer zu Beginn des Ukraine-Konflikts noch regelmäßig miteinander gesprochen hatten.

Neben den EU und den USA sind auch Länder wie Kanada, Schweiz und Japan von den russischen Sanktionen betroffen. 

Regierungstruppen greifen Ziele in Donezk an

Der Kampf um die strategisch wichtige Separatisten-Hochburg Donezk in der Ostukraine nimmt an Härte zu. Erstmals griff die ukrainische Luftwaffe Ziele nahe des Zentrums der Grossstadt an. Bei den Attacken auf Stellungen der Aufständischen starben mindestens drei Zivilisten, wie der Stadtrat am Mittwoch mitteilte.

Wegen der Gefechte zog die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) Beobachter aus der Stadt ab. Die Aufständischen in Donezk warnten die Armee vor einer Offensive. "Die Erstürmung steht unmittelbar bevor, aber wir sind gut darauf vorbereitet", sagte Separatistenführer Sergej Kawtaradse. Immer mehr Frauen und Kinder würden Donezk durch einen Fluchtkorridor verlassen.

Die Armeeführung in Kiew betonte aber, sie plane keine "kopflose" Erstürmung von Donezk oder des benachbarten Lugansk. "Das sind nicht irgendwelche Festungen. Das sind Städte, in denen Menschen leben", unterstrich Andrej Lyssenko vom nationalen Sicherheitsrat.

Die NATO warnte vor einer "gefährlichen Situation". "Wir können sehen, was Russland macht - und das erfüllt uns mit großer Sorge", sagte eine Sprecherin. Die NATO fürchtet, dass Moskau Truppen in die Ostukraine senden könnte.

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