Gaza-Konflikt: Für drei Tage zurück am Verhandlungstisch

Im südlichen Gazastreifen schlug eine Rakete der Israelis kurz vor Beginn der Feuerpause in eine Moschee ein.
Im südlichen Gazastreifen schlug eine Rakete der Israelis kurz vor Beginn der Feuerpause in eine Moschee ein.(c) REUTERS
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Die Hamas und Israel führen in Kairo Gespräche. Bei einer israelischen Razzia im Westjordanland wurde indes ein Palästinenser getötet.

Im Gaza-Krieg zwischen Israel und den Palästinensern ist in der Nacht zum Montag erneut eine dreitägige Feuerpause in Kraft getreten. Darauf hatten sich Israel und die radikal-islamische Hamas am Sonntag geeinigt, wie israelische Regierungsvertreter und die Hamas-eigene Nachrichtenagentur Al-Araj bestätigten. Die Waffenruhe begann um Mitternacht Ortszeit (23 Uhr MESZ).

Damit ist der Weg zur Wiederaufnahme von indirekten Gesprächen zwischen Israelis und Palästinensern in Kairo frei zu sein. Die israelischen Unterhändler sind am Montag zu den Verhandlungen über eine dauerhafte Waffenruhe im Gazastreifen zurückgekehrt. Die Delegation sei in Kairo eingetroffen und werde mit ägyptischen Vermittlern beraten, verlautete aus dem Außenministerium.

Hamas fordert Aufhebung der Blockade

Der Leiter der Palästinenser-Delegation in Kairo ist Azzam al-Ahmed von der gemäßigten Fatah. Sie spricht für alle palästinensischen Fraktionen, darunter auch Hamas und Islamischer Jihad. Die im Gazastreifen herrschende Hamas stellt mehrere Bedingungen für ein Ende der Raketenangriffe, unter anderem eine Aufhebung der Blockade des Palästinensergebiets und die Freilassung von Häftlingen.

Der israelische Geheimdienstminister Yuval Steinitz bekräftigte am Montag die Forderung nach einer vollständigen Entmilitarisierung des Gazastreifens.

Feuerpause hält bisher

Eine israelische Armeesprecherin sagte am Montag in Tel Aviv, es habe bis zu Mittag keine Angriffe mehr gegeben. Minuten vor Inkrafttreten der dreitägigen Feuerpause um Mitternacht hätten militante Palästinenser noch Raketen abgefeuert, davon eine in Richtung Tel Aviv. Die israelische Luftwaffe hat nach Armeeangaben am Sonntag im Gazastreifen noch auf insgesamt elf Gruppen von Palästinensern geschossen, die dabei waren, Raketen abzufeuern.

Kurz vor Inkrafttreten der Waffenruhe hatte der bewaffnete Arm der im Gazastreifen herrschenden Hamas, die Al-Kassam-Brigaden, noch Raketensalven auf Israel abgefeuert. Die israelische Luftwaffe habe ihre Angriffe pünktlich eingestellt, hieß es aus dem Gazastreifen.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat sein Land vor Beginn der Feuerpause auf einen langen Kampf gegen die palästinensischen Milizen im Gazastreifen eingestimmt. Regierung und Streitkräfte würden sich weiter "für eine Veränderung der Realität und Ruhe für all seine Bürger einsetzen", erklärte der Regierungschef zum Auftakt einer Kabinettssitzung. "Das wird Zeit beanspruchen", fügte er hinzu.

Toter bei Razzia im Westjordanland

Israelische Soldaten haben bei einer Razzia im besetzten Westjordanland nach Angaben von Ärzten einen Palästinenser erschossen. Bei der Aktion nahe der Stadt Nablus seien am Montag auch sechs weitere Palästinenser verletzt worden, berichteten Zeugen. Zudem sei ein Teil des Hauses, in dem der Getötete wohnte, von Bulldozern der israelischen Armee eingerissen worden. Eine israelische Militärsprecherin bestätigte einen Einsatz in dem Gebiet. Einzelheiten darüber wisse sie noch nicht.

Der im Westjordanland Erschossene war gesucht worden. Laut Zeugen und einem Vertreter der palästinensischen Sicherheitskräfte handelte es sich um einen 24-jährigen Aktivisten der Fatah von Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas. Am Vortag hatten israelische Soldaten bei einem Einsatz nahe Hebron einen Elfjährigen erschossen. Die Armee teilte mit, sie sei bei einer Operation in der Flüchtlingssiedlung al-Fauar von Jugendlichen mit Steinen und Glasflaschen beworfen worden. Daraufhin hätten sie in diese Richtung geschossen und versehentlich das Kind getroffen. Die näheren Umstände würden noch untersucht.

Arabische Liga tritt zusammen

Die Arabische Liga wollte am Montag an ihrem Sitz in Kairo zu einer Sondersitzung wegen des Gaza-Konflikts zusammenzukommen. Daran soll auch der palästinensische Chefunterhändler Saeb Erekat teilnehmen.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als einem Monat sind nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums mehr als 1900 Palästinenser getötet und knapp 10.000 verletzt worden. Auf israelischer Seite starben nach offiziellen Angaben 64 Soldaten und 3 Zivilisten, mehr als 500 Menschen wurden verletzt.

(APA/Reuters/dpa)

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