Palästina-Botschafter: "Vernichtung Israels hat begonnen"

Palästinensische Kämpfer im Gazastreifen auf einem Archivbild
Palästinensische Kämpfer im Gazastreifen auf einem ArchivbildREUTERS
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Diplomat wirft den USA vor, ein Großisrael vom Nil zum Euphrat schaffen zu wollen. In Gaza bereiten sich die Menschen auf ein Ende der Waffenruhe vor.

Palästinas Botschafter im Iran hat von einer baldigen "Vernichtung Israels" gesprochen, die gerade begonnen habe: Die junge Generation im Iran werde "sicher Zeuge unseres Sieges über Israel sein“, erklärte Salah al-Zawawi nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur FARS.

Zawawi warf dem Westen vor, das „zionistische Regime“ mit modernsten Waffen auszurüsten, die gegen „unschuldige Menschen“ im Gazastreifen eingesetzt würden. Die USA und die westlichen Länder hätten ein „künstliches Regime“ in Palästina geschaffen. Sie strebten die Schaffung eines Großisraels vom Nil zum Euphrat an, behauptete Zawawi bei einer Solidaritätskundgebung für die Bewohner des Gazastreifens in Teheran.

Italienischer Journalist von Blindgänger getötet

Die Palästinenser warfen Israel derweil erneut einen Bruch der Waffenruhe vor. Augenzeugen berichteten, ein Schiff der israelischen Marine habe am Mittwoch Schüsse auf ein palästinensisches Fischerboot abgegeben. Der Vorfall ereignete sich vor der Küste bei Rafah im südlichen Gazastreifen. Eine israelische Militärsprecherin bestätigte den Vorfall: Ein palästinensisches Motorboot habe versucht, die von der Armee ausgewiesene Zone zu verlassen. Daraufhin seien „Warnschüsse“ in die Luft abgefeuert worden.

Bei der Explosion eines israelischen Blindgängers im Norden des Gazastreifens sind am Mittwoch sechs Menschen getötet worden, darunter zwei Journalisten, einer davon war ein italienischer Fotograf, wie das Gesundheitsministerium in Gaza mitteilte. Das Geschoss war den Angaben zufolge von der israelischen Armee bereits vor Inkrafttreten einer Waffenruhe vor einigen Tagen abgefeuert worden, aber beim Aufprall nicht detoniert.

Annäherung, aber noch kein Kompromiss

Im Gazastreifen bereitete man sich unterdessen erneut auf das Ende einer Waffenruhe vor, die Mittwochmitternacht ausläuft. Die Zeit bei der Suche nach einer Lösung drängt also, aber noch Mittwochfrüh war völlig unklar, ob bei indirekten Gesprächen unter ägyptischer Vermittlung in Kairo ein Kompromiss gefunden werden kann.

Moussa Abu Marzouk, Chefunterhändler der Hamas in der palästinensischen Delegation, berichtete auf seiner Facebook-Seite von „schwierigen Verhandlungen". Die radikal-islamische Hamas lehne eine simple Verlängerung der dreitägigen Waffenruhe über Mittwoch hinaus ab. Sollte es bis dahin keine Einigung auf eine dauerhafte Lösugn geben, wird ein neuer Ausbruch der Gewalt befürchtet.

Der palästinensische Delegationschef Asam al-Ahmed sagte der Online-Zeitung „Times of Israel“, es gebe Fortschritte bei den Verhandlungen. Dennoch sei „die Kluft groß". Ein Delegationsmitglied berichtete der Nachrichtenagentur AFP ebenfalls von Fortschritten, allerdings würden diese noch nicht ausreichen, um ein Abkommen zu unterzeichnen. Ähnlich zitierte der israelische Rundfunk einen Regierungsvertreter in Jerusalem.

Israel könnte Baumaterial durchlassen

Israelische Medien berichteten, Israel habe sich unter anderem dafür ausgesprochen, dass Sicherheitskräfte des Palästinenserpräsidenten Mahmoud Abbas an den Kontrollen von zwei Grenzübergängen zwischen dem Gazastreifen und Israel sowie am Grenzübergang nach Ägypten beteiligt werden. Delegationschef Al-Ahmed betonte, die Palästinensische Autonomiebehörde sei dazu bereit und in der Lage. Die Herrschaft der Hamas sei vorbei, sagte Al-Ahmed der „Times of Israel". In Zukunft werde die Autonomiebehörde nicht nur im Westjordanland die Hoheitsgewalt haben, sondern auch in Gaza.

Israel hat nach Medienberichten auch die Bereitschaft bekundet, der Überweisung von Gehältern an die Angestellten der im Gazastreifen herrschenden Hamas zuzustimmen. Eine dritte Partei solle gewährleisten, dass die von der Palästinenserbehörde übermittelten Gelder von der Hamas nicht für Terrorziele verwendet werden. Auch die Einfuhr von Baumaterialien in den Gazastreifen solle durch internationale Beobachter überwacht werden, um den Missbrauch für militärische Zwecke auszuschließen, hieß es in den Berichten. Der israelische Rundfunk meldete, die Fangzone für Fischer im Mittelmeer solle auf sechs bis neun Seemeilen ausgeweitet werden. Der von den Palästinensern geforderte Bau eines See- und Flughafens in Gaza solle allerdings auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.

Österreich hilft mit einer Million Euro

Österreich gibt angesichts der dramatischen Lage im Gazastreifen eine Million Euro für humanitäre Hilfe aus dem Auslandskatastrophenfonds frei. Diese „Akuthilfe“ habe die Bundesregierung am Dienstag beschlossen, wie ein Sprecher des Außenministeriums der APA mitteilte. Damit soll vor allem die medizinische Versorgung aufrechterhalten werden.

(APA)

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