Irak: Europas Bischöfe für Militärintervention

Reinhard Marx, Chef der Deutschen Bischofskonferenz, ist einer der Unterzeichner des Aufrufs
Reinhard Marx, Chef der Deutschen Bischofskonferenz, ist einer der Unterzeichner des Aufrufsimago/epd
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Kirchenführer appellieren an UNO, "jedes legitime Mittel" zu autorisieren, um die Tragödie im Irak zu stoppen. Wenn nötig auch mit militärischer Gewalt.

Meist rufen Kirchenvertreter ja zum Frieden auf - doch diesmal ist das anders: Die katholischen Bischöfe Europas sprachen sich am Mittwoch für eine Militärintervention der Westmächte zum Schutz der verfolgten Christen und Yeziden im im Irak aus, wie die Agentur Kathpress berichtete. Ein etwaiger Militäreinsatz solle aber im Rahmen eines UN-Beschlusses ablaufen.

Christen und Yeziden werden im Nordirak von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) verfolgt. Dabei wurden bereits hunderte Menschen auf teilweise bestialische Weise getötet.

Die Vorsitzenden der europäischen Bischofskonferenzen haben sich mit ihrer Forderung an den turnusmäßigen Vorsitzenden des UN-Sicherheitsrates, Sir Mark Justin Lyall Grant aus Großbritannien, gewandt und appelliert, der Rat möge „Entscheidungen treffen, die jetzt notwendig sind, um diese Akte der Brutalität zu stoppen". In dem Schreiben der Bischöfe, das von den Mitgliedern des „Rats der Europäischen Bischofskonferenzen“ und vom Vorsitzenden des EU-Bischofsrates, Kardinal Reinhard Marx, unterschrieben ist, wird der Einsatz „jedes möglichen legitimen Mittels“ verlangt, um die „Tragödie“ im Irak zu stoppen.

Papst: Auf Basis der UN-Charte handeln

Auch Papst Franziskus richtete am Mittwoch einen Appell an UN-Generalsekretär Ban Ki-moon. Er sprach zwar darin nicht offen von einer Intervention, berief sich aber auf die Bestimmungen der UN-Charta - und gemäß dieser Bestimmungen kann der UN-Sicherheitsrat ja eine Intervention autorisieren. Er wende sich an den UN-Generalsekretär, um ihm „Ängste, Leiden und von Herzen kommende Schreie der Verzweiflung von Christen und Angehörigen anderer religiöser Minderheiten des geliebten Irak vorzutragen“, heißt es in dem vom Vatikan veröffentlichten Brief an Ban.

Die internationale Gemeinschaft müsse ein „Ende der humanitären Tragödie“ herbeiführen, schrieb der Papst.
Angesichts der tragischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts müsse sie „alles ihr Mögliche zu tun, um weitere systematische Gewalt gegen ethnische und religiöse Minderheiten zu verhindern“. Dies müsse insbesondere durch die Vorschriften und Mechanismen des Völkerrechts erfolgen: „Ich ermutige alle zuständigen Organe der Vereinten Nationen, insbesondere jene, die für Sicherheit, Frieden, humanitäres Recht und Flüchtlingshilfe verantwortlich sind, ihre Bemühungen im Einklang mit der Präambel und den einschlägigen Artikeln der UN-Charta fortzusetzen."

Franziskus schickte Kardinal in Kurdengebiete

Am Dienstagabend war unterdessen Kardinal Fernando Filoni, der päpstliche Sonderbotschafter für den Irak, nach Bagdad und in die kurdische Region gereist, wo Zehntausende Christen, die aus dem Gebiet um die Millionenstadt Mosul geflohen waren, Schutz vor der IS-Terrormiliz suchten. Zudem hat Filoni den Auftrag, mit den örtlichen Bischöfen über konkrete Hilfsmaßnahmen und über die Zukunft der Christen im Irak zu beraten.

(APA)

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