Gazastreifen: Drei Hamas-Chefs getötet - Israel fürchtet Rache

(c) REUTERS (IBRAHEEM ABU MUSTAFA)
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Radikale Palästinenser schwören Rache nach gezielten Tötungen. Israels Premier bietet PLO-Chef Abbas neuen Dialog an. In der Nacht auf Freitag

Jerusalem. Die palästinensischen Hamas-Milizen der Assedin al-Kassam wollen den Tod dreier führender Kommandanten rächen. Die Männer waren in der Nacht auf Donnerstag durch gezielte Angriffe der israelischen Luftwaffe ums Leben gekommen. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu lobte die Armee und die Nachrichtendienste für die „gelungene Operation“.

Das Sicherheitskabinett stimmte der erneuten Mobilisierung von 10.000 Reservisten zu. Verteidigungsminister Mosche Jaalon kündigte an, die Hamas „überall und zu jeder Zeit“ zu jagen. In der Nacht zuvor hatte die Luftwaffe den Versuch unternommen, Mohammed Deif, den Chef der Assedin al-Kassam, zu töten. Dabei starben Deifs Frau und zwei seiner Kinder. Ob der Chef der Hamas-Milizen den Tötungsversuch überlebte, blieb unklar.

Die Kämpfe erreichten nach dem Anschlag auf Deif eine neue Intensität. Nahezu 200 Raketen, so zählte die Armee, seien innerhalb von eineinhalb Tagen auf Israel abgeschossen worden. Die Luftwaffe reagierte mit Dutzenden Angriffen, denen bis Donnerstagnachmittag 25 Menschen im Gazastreifen zum Opfer fielen.

Die moderate politische Palästinenserführung der Fatah setzt die Bemühungen um eine diplomatische Lösung fort. Präsident Abbas reiste nach Doha, um sich mit dem Chef des Hamas-Politbüros, Khaled Mashal, zu beraten. Berichten der Zeitung „Al Hayyat“ zufolge hatte Mashal die Waffenstillstandsverhandlungen in Kairo auf Druck der Regierung in Doha, Mashals Exil, abgebrochen. Katar ist Hauptfinanzier der Hamas und mit Ägypten zerstritten.

Israels Premier Netanjahu stellte einen „neuen politischen Horizont“ in Aussicht. Im Anschluss an die Gefechte werde er sich dafür einsetzen, die Verhandlungen mit Abbas und einer „palästinensischen Regierung, die dem Frieden mit Israel verpflichtet ist“, fortzusetzen. Die Bedingungen für ein Gelingen des Dialogs zur Zweistaatenlösung hätten sich verändert, so Netanjahu. „Es ist heute viel leichter, unsere Sicherheitsbedürfnisse zu erklären.“ Außerdem könnten die regionalen Veränderungen „neue Möglichkeiten schaffen“. Die sozialdemokratische Abgeordnete Scheli Jechimowitsch begrüßte den veränderten Ton: „Hier ist bei jemandem der Groschen gefallen“, meinte die Oppositionspolitikerin. (kna)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2014)

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