Nigeria: Soldaten und Zivilisten fliehen vor Boko Haram

Die radikale Sekte soll die Stadt Bama im Nordosten Nigerias erobert haben.

Die radikal-islamische Sekte Boko Haram hat Augenzeugen zufolge im Nordosten Nigerias die strategisch bedeutsame Stadt Bama erobert und die Armee in die Flucht geschlagen. Tausende Zivilisten und sämtliche Soldaten seien seit Montag vor den Extremisten geflohen und hätten die Stadt verlassen, berichteten Bewohner am Dienstag.

Zwar bestritt die Armee eine Niederlage in Bama und sprach vielmehr vom "Sieg" über die Aufständischen, denen "schwere Verluste" beigefügt worden seien. Augenzeugen versicherten jedoch übereinstimmend das Gegenteil. Einer von ihnen berichtete sogar, ein Kampfflugzeug habe versehentlich die eigenen Truppen in deren belagertem Militärstützpunkt bombardiert und die Streitkräfte damit entscheidend geschwächt. Experten fürchten nun, dass die Extremisten auch auf die 70 Kilometer entfernte Stadt Maiduguri vorrücken und den gesamten Bundesstaat Borno sowie dessen Nachbarregionen unter ihre Kontrolle bringen.

"Nigeria verliert gerade die Kontrolle über den Bundesstaat Borno und dessen Hauptstadt Maiduguri", hieß es in einem Statusbericht des Nigeria Security Network (NSN). "Wenn Borno fällt, könnten die Nachbarstaaten Yobe und Adamawa folgen." NSN verglich die Entwicklung mit der erfolgreichen Blitzoffensive der jihadistischen Gruppe Islamischer Staat (IS) in Syrien und im Irak. Auch die Grenzgebiete im östlich von Nigeria gelegenen Kamerun seien mittlerweile in Gefahr.

Für diese Sichtweise spricht eine Mitteilung der kamerunischen Armee: Sie tötete am Dienstag nach eigenen Angaben rund 40 schwer bewaffnete Boko-Haram-Kämpfer, als diese aus Nigeria kommend die Grenze bei Fotokol überqueren wollten. Die Kämpfe dauerten laut dem Verteidigungsministerium drei Stunden, ein Regierungssoldat sei dabei verletzt worden. Den kamerunischen Grenzort Fotokol und die von den Extremisten eingenommene nigerianische Ortschaft Gamboru Ngala trennt lediglich eine Brücke.

Boko Haram kämpft mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Seit 2009 tötete die Miliz bei Anschlägen und Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen mehr als 10.000 Menschen. Im April machte Boko Haram Schlagzeilen mit der Entführung von 276 Mädchen aus einer Schule, von denen die meisten noch immer vermisst werden. Kürzlich rief die Sekte in der eroberten Stadt Gwoza ein "islamisches Kalifat" aus.

(APA/AFP)

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