Åkesson führte die Schwedendemokraten auf Rang drei. Ihn trug eine einwanderungskritische Welle.
Der 35-jährige Jimmie Åkesson führt wohl die meistgehasste Partei Schwedens. Medien berichten fast ausschließlich negativ über die Schwedendemokraten (SD). Doch die Rolle des Außenseiters hat seiner Partei gutgetan. Die SD ist nun drittstärkste Kraft Schwedens, konnte ihren Stimmenanteil mehr als verdoppeln. Ein Drittel ihrer Wähler kam von der bürgerlichen Moderaterna, der Partei des abtretenden Premiers, Fredrik Reinfeldt. Und inzwischen sind die Schwedendemokraten auch zweitpopulärste Partei bei Arbeitergewerkschaftsmitgliedern. Dabei ist Åkesson alles andere als ein Proletarier: Er hat Politologie studiert und als Webdesigner gearbeitet.
Die braune Vergangenheit hat Åkesson hinter sich gelassen. Die Schwedendemokraten kommen heute nicht mehr rassistisch daher, sondern einwanderungskritisch. Zugleich behauptet er, den kleinen Mann aus der Provinz gegen die arroganten Städter zu vertreten. Die Wähler nehmen ihm diesen Wandel ab – auch wenn ein SD-Kommunalpolitiker mit Hakenkreuzarmband fotografiert wurde.
Denn vielen Schweden ist der Kurs in der Einwanderungspolitik zu freizügig. Kein EU-Land nimmt pro Kopf mehr Asylsuchende auf. Das nützt Åkesson gewieft aus. So erzählte er im Fernsehen wirkungsvoll von seiner Kindheit in der Provinz, von seiner Angst vor den vielen ausländischen Kindern. Die Burschen seien zwar einzeln nett gewesen, hätten ihn aber in Gruppen gemobbt. Eine Reportage enthüllte, dass Åkesson dies erfunden haben muss. In seinem Viertel lebten kaum Ausländer. (anw)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2014)