Appell Poroschenkos: "Lassen Sie Ukraine nicht alleine"

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Präsident Petro Poroschenko warb in einer Rede im US-Kongress um die Unterstützung des Westens und für einen Westkurs seines Landes.

Freiheitshelden wie Václav Havel oder Lech Walesa kamen in Washington einst in die Gunst einer VIP–Behandlung, und so ähnlich erging es am Donnerstag auch dem ehemaligen Oligarchen aus Kiew. Als demonstrative Geste der Unterstützung der Ukraine im Konflikt mit Russland rollte Washington den roten Teppich für Petro Poroschenko aus.

Bei seinem Antrittsbesuch in den USA gewährte die politische Elite dem ukrainischen Präsidenten ein Privileg, wie es sonst nur wenigen Staats- und Regierungschefs treuer Verbündeten zuteil wird: Er kam zur seltenen Ehre einer Ansprache im Kongress.

Ein Krieg für die freie Welt

Dabei stattete er der USA seinen Dank ab für den Beistand im Konflikt mit Russland. Zugleich buhlte er um Solidarität, Hilfe – auch militärische – und die Fürsprache Washingtons für die Anbindung der Ukraine an den Westen, in Form einer Partnerschaft unter dem Schutzschirm der Nato. Er appellierte: „Lassen Sie die Ukraine nicht alleine.“ Denn der Krieg, den die Ukraine an ihrer Ostgrenze führe, sei auch der Europas und Amerikas, mithin einer der „freien Welt“ und für westliche Werte. Die USA müssten dabei eine Führungsrolle spielen. Er verurteilte die „Okkupation“ der Krim, einen „zynischen Akt“. „Die Welt darf dieses Vorgehen nicht hinnehmen.“

Bei seiner Nordamerika-Tour verfolgte Poroschenko eine diplomatische Mission. Tags zuvor hatte er in Kanada, bei einer Rede im Parlament in Ottawa, die Ratifizierung des EU-Assoziierungsabkommens als „endgültigen Abschied von der Sowjetunion“ bezeichnet. Die Ukraine habe den Rubikon hin zum Westen überschritten.

Putins Drohgebärden

Eine Indiskretion, die die „Süddeutsche Zeitung“ zu Tage gefördert hatte, sollte die Frontlinien im Osten Europas noch akzentuieren. In einem Telefonat, so plauderte Poroschenko gegenüber dem noch amtierenden EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso aus, habe sich Wladimir Putin in Drohungen im Macho-Stil ergangen. „Wenn ich wollte, könnten russische Truppen in zwei Tagen nicht nur in Kiew, sondern auch in Riga, Vilnius, Tallinn, Warschau oder Bukarest sein.“

Die Drohgebärden richten sich explizit gegen die Nato-Staaten in Osteuropa. Unlängst hatte der russische Präsident in einem Telefonat mit Barroso einen ähnlichen Blick in seine Psyche offenbart: „Wenn ich wollte, könnte ich Kiew in zwei Wochen einnehmen.“

Vorstoß Faymanns

Das russische Präsidialamt hat am Donnerstagabend ein kurzes Kommunique über das Telefonat zwischen Präsident Wladimir Putin und Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) veröffentlicht. Die beiden Politiker, so wird betont, hätten sich dabei "für eine ehebaldigste Normalisierung der Beziehungen zwischen Russland und der Europäischen Union" ausgesprochen.

Abgesehen davon blieb die russische Zusammenfassung, die in einem nüchtern-offiziösen Russisch verfasst ist, unspektakulär: Das Telefongespräch sei auf österreichische Initiative zustanden gekommen und die Situation in der Ukraine sei besprochen worden. So heißt es: "Betont wurde dabei die Wichtigkeit einer Unterstützung für die politische Regulierung in diesem Land und die strikte Einhaltung des Waffenstillstandes."

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