Flug MH17: Hinterbliebene wollen Ukraine verklagen

Der Vorwurf lautet Totschlag durch Unterlassen in 298 Fällen. Der Anwalt deutscher Hinterbliebenen will hohe Schmerzensgeldforderungen durchsetzen.

Hinterbliebene deutscher Opfer des in der Ukraine abgestürzten Passagierflugzeugs von Malaysia Airlines wollen das Land vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verklagen. Nach internationalem Recht sei "jeder Staat für den Luftraum über seinem Staatsgebiet verantwortlich, wenn er ihn für Durchflüge öffnet", sagte der Rechtsanwalt und Luftfahrtrechts-Professor Elmar Giemulla.

Könne ein Staat die Sicherheit nicht gewährleisten, müsse er seinen Luftraum sperren, was im Fall von FlugMH17 nicht geschehen sei, sagte Giemulla, der drei deutsche Opferfamilien vertritt, der Zeitung "Bild am Sonntag".

Ein Land in Trauer. In den Niederlanden kamen in den letzten Tagen viele Särge mit Opfern des Absturzes des Malaysian-Airlines-Fluges MH17 an. Am Mittwoch landete die erste Maschine in Eindhoven, am Donnerstag und Freitag folgten weitere Transporte. Vertreter der Regierung und Angehörige der Opfer nahmen die Särge in Empfang. (c) APA/EPA/ROBIN VAN LONNKHUIJSEN (ROBIN VAN LONNKHUIJSEN)

Am Mittwoch wehten die Fahnen in den Niederlanden wegen der MH17-Katastrophe am Tag der nationalen Trauer auf halbmast. In ersten zwei Flügen wurden etwa 50 der insgesamt 298 Absturzopfer in die Niederlande gebracht. (c) APA/EPA/MARCEL VAN HORN (MARCEL VAN HORN)

König Willem-Alexander, Königin Maxima und Ministerpräsident Mark Rutte und Angehörigen der Opfer waren anwesend, als die ersten 40 Särge aus der Transportmaschine entladen wurden. (c) APA/EPA/ROBIN VAN LONNKHUIJSEN (ROBIN VAN LONNKHUIJSEN)

In langen Konvois der Leichenwägen wurden die Särge nach Hilversum gebracht werden, wo Experten mit der Identifizierung der Leichen beginnen sollen. (c) APA/EPA/MARCEL VAN HORN (MARCEL VAN HORN)

Die Kolonne glich einem riesigen Trauerflor, der sich über die Autobahnen bewegte. (c) APA/EPA/REMKO DE WAAL (REMKO DE WAAL)

Eine australische und eine niederländische Militärmaschine brachten am Freitag 75 weitere Särge aus dem ukrainischen Charkow in die Niederlande. (c) APA/EPA/REMKO DE WAAL (REMKO DE WAAL)

Die Anteilnahme in den Niederlanden war groß. (c) APA/EPA/PIROSCHKA VAN DE WOUW (PIROSCHKA VAN DE WOUW)

Am Straßenrand zeigten viele Menschen ihre Solidarität mit den Menschen, die in dem Passagierflieger über dem Kriegsgebiet der Ukraine unterwegs waren, als dieser vermutlich von einer Rakete getroffen wurde. (c) REUTERS (UNITED PHOTOS)

Wie viele Opfer tatsächlich in den Niederlanden eingetroffen sind bzw. noch eintreffen könnten die forensischen Experten erst beim Öffnen der Leichensäcke feststellen. (c) APA/EPA/SANDER KONING (SANDER KONING)

Die Niederlande sind auch mit der Arbeit an der Absturzstelle des Flugzeugs in der Ostukraine nicht zufrieden. Die Regierung überlegt den Einsatz von Soldaten oder einer internationalen Polizeigruppe, um die Untersuchung ungefährdet vorantreiben zu können. (c) REUTERS (UNITED PHOTOS)

Die Ukraine habe damit in Kauf genommen, dass das Leben Hunderter unschuldiger Menschen "vernichtet worden ist", so Giemulla weiter. Die Ukraine habe damit eine Menschenrechtsverletzung begangen. Giemulla will deshalb für die deutschen Hinterbliebenen in etwa zwei Wochen beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte im französischen Straßburg eine Klage gegen die ukrainische Regierung und Staatschef Petro Poroschenko einreichen.

Totschlag durch Unterlassen

Der Vorwurf lautet nach Giemullas Angaben auf Totschlag durch Unterlassen in 298 Fällen. Der Anwalt will hohe Schmerzensgeldforderungen durchsetzen. Er geht von mindestens einer Million Euro pro Opfer aus. Malaysia Airlines habe den Hinterbliebenen bisher eine Vorauszahlung von 5.000 Euro zukommen lassen, sagte der Jurist. Eine weitere Zahlung von 50.000 Euro pro Opfer werde vorbereitet.

Die Maschine der Malaysia Airlines war am 17. Juli auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur über der Ostukraine abgestürzt, alle 298 Insassen kamen ums Leben. Die ukrainische Regierung und der Westen gehen davon aus, dass FlugMH17 von prorussischen Separatisten abgeschossen wurde. Russland sieht die Verantwortung bei Kiew.

(APA/AFP)