PKK wirft Türkei Bruch der Waffenruhe vor

Kämpfer der kurdischen PKK auf einem Archivbild
Kämpfer der kurdischen PKK auf einem ArchivbildREUTERS
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Gegen die IS-Miliz in Syrien wurde die Türkei noch nicht aktiv. Türkische Kampfjets sollen hingegen Basen der kurdischen PKK in der Türkei attackiert haben.

Kampfflugzeuge der türkischen Streitkräfte haben offenbar Stellungen der verbotenen "Arbeiterpartei Kurdistans" (PKK) im Bezirk Daglica im Südosten der Türkei angegriffen. Dies berichtete die Zeitung „Hürriyet“ am Dienstag in ihrer Onlineausgabe. Die in der Türkei verbotene PKK hat der Türkei eine Verletzung der Waffenruhe vorgeworfen. "Diese Angriffe haben die Waffenruhe verletzt", teilte der bewaffnete Flügel der PKK am Dienstag mit.

Laut "Hürriyet"-Artikel handelte es sich um die erste bedeutende Militäroperation aus der Luft seit Beginn des Friedensprozesses zwischen Ankara und den Kurden der Türkei vor zwei Jahren. Der 2012 eingeleitete Prozess, der in den vergangenen Wochen ohnehin immer gefährdeter erschien, steht damit gänzlich auf der Kippe. In mehr als drei Jahrzehnten des blutigen Konflikts wurden rund 40.000 Menschen getötet.

PKK griff zuvor türkische Außenposten an

Den Angaben der Zeitung zufolge wurde der PKK durch die Angriffe „größerer Schaden“ zugefügt. Zuvor habe die PKK drei Tage lang einen militärischen Außenposten in der Provinz Hakkari nahe der irakischen Grenze beschossen. Die türkischen Luftangriffe seien mit F-16 und F-4 Kampfflugzeugen durchgeführt worden, die von Basen in Malatya und Diyarbakir gestartet waren. Seitens des türkischen Militärs lag vorerst kein Kommentar zu dem Bericht vor. Die PKK wird von der Türkei, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft.

In den vergangenen Wochen war es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Kurden und den Sicherheitskräften gekommen, bei denen mehr als 30 Menschen getötet wurden. Die Kurden werfen der türkischen Armee vor, nichts gegen den Vormarsch der Terrormilizen des Islamischen Staates (IS) in Syrien zu unternehmen.

Mehr Angst vor Kurden als vor IS

Die PKK und ihre syrische Schwesterorganisastion PYD kämpfen im Irak und in Syrien gegen die Terrormilizen des "Islamischen Staates" (IS). Die von den USA geführte internationale Koalition gegen den IS drängt die Türkei seit Wochen, sich auch dem Kampf gegen den IS anzuschließen oder zumindest türkische Luftwaffenbasen für Angriffe der USA und ihrer Verbündeten zu öffnen.

Die türkische Zurückhaltung erklärt sich - neben der Angst vor Anschlägen des IS im eigenen Land - vor allem dadurch, dass Ankara ein Erstarken der Kurden in der Region und damit einen kurdischen Staat fürchtet, der zunächst Teile Syriens und des Iraks umfassen könnte und in weiterer Folge Gebiete im Südosten der Türkei für sich fordern könnte.

Der Kurdenkonflikt in der Türkei flammt wieder auf.
Der Kurdenkonflikt in der Türkei flammt wieder auf.APA

Drohung mit Abbruch des Friedensprozesses

Die PKK, die lange Zeit für einen eigenen Kurdenstaat kämpfte, hatte im März 2013 eine Waffenruhe ausgerufen, zudem wurden Friedensverhandlungen mit der Regierung in Ankara gestartet. Der inhaftierte PKK-Führer Abdullah Öcalan hatte unlängst allerdings mit einem Abbruch des Friedensprozesses gedroht, sollte die syrisch-kurdische Stadt Kobane, die direkt an der türkischen Grenze liegt, von der IS erobert werden.

Frankreich hat die Türkei unterdessen aufgerufen, die Grenzen zu Kobane zu öffnen. "Die Türkei muss unbedingt ihre Grenze öffnen", damit den "syrischen Kurden" in Kobane geholfen werden könne, sagte Hollande am Dienstag in Paris. Hollande nannte Kobane eine "Märtyrer-Stadt, eine symbolische Stadt". Frankreich sei solidarisch mit denen, die gegen den "Terrorismus" kämpften. Er rief dabei auch "alle betroffenen Staaten", die derzeit nicht an der internationalen Koalition gegen den IS beteiligt sind, auf, Waffen an die gemäßigte syrische Opposition zu liefern.

(APA/Reuters/hd)

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