BND: Prorussische Separatisten schossen Flug MH17 ab

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YEARENDER 2014 JULY(c) APA/EPA/ROBERT GHEMENT (ROBERT GHEMENT)
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Der deutsche Geheimdienst kommt im Fall der über der Ukraine abgeschossenen malaysischen Passagiermaschine zu einem klarem Ergebnis. Die Separatisten nennen das "Hysterie".

Kiew/Wien. Den Absturz der malaysischen Passagiermaschine Typ Boeing 777-200 des Flugs MH17 in der Ostukraine vorigen Juli hat nach Erkenntnissen des deutschen Bundesnachrichtendienstes eine von prorussischen Separatisten abgefeuerte Luftabwehrrakete verursacht. Wie das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ berichtet, erklärte dies BND-Präsident Gerhard Schindler jüngst vor den Mitgliedern des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestags.

Nach seinen Worten hätten die Separatisten ein schweres „Buk“-Luftabwehrsystem russischen Typs von einem ukrainischen Stützpunkt erbeutet. Damit hätten sie am 17. Juli eine Rakete abgefeuert, mit der die Boeing auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur mit 298 Menschen an Bord abgeschossen worden sei.

Gegenseitige Beschuldigungen

Bisher haben sich die Konfliktparteien gegenseitig beschuldigt, für den Absturz verantwortlich zu sein. Auch eine niederländische Untersuchungskommission hat nach Auswertung des Flugschreibers jede Schuldzuweisung vermieden. Der BND kam dagegen laut „Spiegel“ zu einem eindeutigen Ergebnis: Ukrainische Aufnahmen seien gefälscht, auch russische Darstellungen seien falsch, so Schindler. „Es waren prorussische Separatisten“, sagte er demnach.

Erst beim Europa-Asien-Gipfel Ende voriger Woche hatte Hollands Regierungschef Mark Rutte von Russlands Präsident Wladimir Putin „volle Kooperation“ bei der Aufklärung des Absturzes gefordert. „Es ist ein emotionales Thema, und ich bin wütend auf alle Beteiligten, die es unmöglich gemacht haben, mit den Arbeiten an der Absturzstelle zu beginnen“, schrieb Rutte auf Facebook.

272 Leichen identifiziert

Vorigen Montag waren erstmals seit dem Abbruch der Ermittlungen wegen Kämpfen Anfang August wieder niederländische Experten an der Absturzstelle. Nach bisherigem Stand des Wissens wurde der Jet von zahlreichen „Objekten mit hoher Geschwindigkeit“ durchsiebt. Dies stützt die Annahme, dass die Boeing nach der Zündung des Gefechtskopfs einer Fla-Rakete zerbrach. Da das Absturzgebiet in einer zwischen der ukrainischen Armee und Rebellen umkämpften Zone liegt, schleppte sich die Bergung der Wrackteile und der sterblichen Überreste über Wochen hin. Bei 193 der 298 Absturzopfer handelte es sich um Niederländer, weshalb Den Haag die Ermittlungen leitet. Bisher wurden 272 Leichen identifiziert.

Separatisten: "Hysterie"

Die Separatisten in der Ostukraine haben die Schlussfolgerungen des BND zurückgewiesen. Die Anschuldigungen seien Folgen einer allgemeinen "Hysterie". Das zum angeblichen Abschuss verwendete Luftabwehrsystem "Buk" sei höchst kompliziert, und die Aufständischen hätten in ihren Reihen nicht die nötigen Militärexperten, sagte Separatistenführer Andrej Purgin am Sonntag der Agentur Interfax zufolge in Donezk. Purgin gab der Führung in Kiew die Schuld an dem Absturz. Es sei unverständlich, dass die Regierung den Luftraum über dem Konfliktgebiet nicht gesperrt habe.

Die Separatisten hatten sich im Juni zwar gebrüstet, ein "Buk"-System erbeutet zu haben. Allerdings erklärten sie nach dem Abschuss der Boeing 777-200, die Anlage sei nicht funktionstüchtig gewesen. Das hatten auch Ermittler in Kiew bestätigt.

(APA/dpa)

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