Tschechische Luftwaffe bewacht Island

Die fünf Gripen und ein italienischer Lufttanker über Island
Die fünf Gripen und ein italienischer Lufttanker über IslandTomáš Maruščák/Czech Air Force
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Fünf Saab "Gripen" wurden im Rahmen der NATO-Luftraumpatrouille "Icelandic Air Policing" auf die nordatlantische Insel verlegt - damit steht dort bis Dezember ein großer Teil der tschechischen Kampfjetflottille.

Während Österreichs Bundesheer zu einer B-Gendarmerie verkommt, zeigt das benachbarte Tschechien im Rahmen der NATO auf ungewöhnliche Weise Präsenz: Fünf tschechische "Gripen"-Jäger und etwa 75 Mann Personal kamen vor wenigen Tagen auf dem Flughafen Keflavik nahe der isländischen Hauptstadt Reykavík an, um dort bis Dezember im Rahmen der NATO-Mission "Icelandic Air Policing" sozusagen den Luftschild der nordatlantischen Insel zu übernehmen. Es ist der erste Einsatz der tschechischen Luftwaffe dort.

Island ist zwar seit 1949 NATO-Mitglied, hat aber, von einigen Spezialeinheiten, Hubschraubern und Wachbooten abgesehen, keine Streitkräfte. Nach der Unabhängigkeit von Dänemark 1944 sorgten erst britische, dann über viele Jahrzehnte US-Tuppen (in erster Linie von der Luftwaffe) für die Sicherung der strategisch wichtigen Insel und der umliegenden Gewässer. 2006 zogen die USA aus Spargründen ab. Danach wurde im Rahmen der NATO die erwähnte Air-Policing-Mission geschaffen, innerhalb welcher Kampfflugzeuge (meist vier bis acht) von NATO-Staaten jeweils für einige Wochen oder Monate auf Island stationiert sind; es gibt allerdings oft Lücken zwischen den Stationierungsphasen.

Eine der Gripen bei der Ankunft in Keflavik
Eine der Gripen bei der Ankunft in KeflavikTomáš Maruščák/Czech Air Force
Noch einmal eine Gripen von hinten
Noch einmal eine Gripen von hintenTomáš Maruščák/Czech Air Force

Den Anfang machten im Mai und Juni 2008 die Franzosen mit vier "Mirage 2000", seither folgten Jets unter anderem Kanadas, Norwegens und Deutschlands. Zuletzt waren im Mai und Juni sechs amerikanische F-15 "Eagle" und ein Lufttanker in Keflavik stationiert.

Die fünf verlegten tschechischen Gripen (sie wurden auf dem Hinflug von einem italienischen Lufttanker betankt) gehören der 211. taktischen Staffel mit Basis in Čáslav (Mittelböhmen) nahe Kutna Hora östlich von Prag an. Mit ihnen schickten die Tschechen tatsächlich einen großen Teil ihrer Kampfjet-Flotille in den Norden: Die tschechische Luftwaffe hat, und zwar auch nur in dieser Staffel, nämlich insgesamt nur zwölf Gripen zuzüglich zweier zweisitziger Tainer.

Oberst Martin Nezbeda, Chef der tschechischen Gripen-Mission auf Island
Oberst Martin Nezbeda, Chef der tschechischen Gripen-Mission auf Islandwww.army.cz

Die Einsätze über Island gelten unter den Piloten indes als zwar wenig gefährlich, dafür aufgrund der Lage und Geografie der Region als sehr schön. "Wir operieren halt über sehr große Distanzen und in vergleichweise fordernden klimatischen Bedingungen", sagte Oberst Martin Nezbeda, Commander der Mission und Befehlshaber aller in Čáslav stationierten Luftwaffeneinheiten. In den vergangenen Jahren gab es freilich wieder vermehrt zu tun, weil russische Bomber und Aufklärer immer wieder hart an den Rand des isländischen Luftraums flogen oder ihn verletzten.

Innerhalb der NATO gibt es neben Island mehrere Beispiele für Luftraumsicherung durch andere Mitglieder: Über Albanien operieren griechische und italienische Jets. Über Estland, Lettland und Litauen gibt es eine Patrouille, die von Siauliai (Litauen) und Ämari (Estland) aus fliegt; derzeit sind es Deutsche, Holländer, Kanadier und Portugiesen, die Tschechen waren auch schon dort. Und Saab Gripen der ungarischen Luftwaffe bewachen seit Jänner 2014, als Nachfolger der italienischen Luftwaffe, Slowenien.

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