Diplomatie: Geheimgespräche zwischen Türkei und Armenien

Fußballdiplomatie und eine Genozid-Kommission soll Spannungen abbauen.

Istanbul (keet). Die Anzeichen für eine Entspannung zwischen Armenien und der Türkei mehren sich. Der im Februar zum Präsidenten gewählte vorige Regierungschef Armeniens, Sergej Sarkisjan, hat in den letzten Monaten mehrmals von einer Normalisierung der Beziehungen zur Türkei gesprochen. In Ankara ziert man sich ein wenig, aber ohne die Türe zuzuschlagen.

Letzte Woche gab es Geheimgespräche in der Schweiz, auch wenn sie vom türkischen Außenminister Ali Babacan hinterher heruntergespielt wurden. Zum Spiel der beiden Nationalmannschaften in Eriwan am 6. September hat Sarkisjan den türkischen Präsidenten Abdullah Gül eingeladen. Dieser hat bisher weder angenommen noch abgelehnt. Aber immerhin wird das Spiel in Eriwan stattfinden.

In der Türkei glaubt man, dass Eriwan aufgrund seiner Isolation und der wachsenden militärischen Stärke des benachbarten Aserbaidschan zu einer Annäherung gezwungen ist. Aus ökonomischen, politischen und militärischen Gründen tut Eriwan also gut daran, Spannungen in der Region abzubauen. Die Türkei muss aber Rücksicht auf ihre Beziehungen zu Aserbaidschan nehmen.

Ansonsten hat Ankara vor allem einen Wunsch: Armenien soll damit aufhören, der Türkei einen Völkermord an den Armeniern (1915-1917; bis zu 1,5 Mio. Tote) vorzuwerfen. Der Ausweg für die Türkei wäre die von ihr vorgeschlagene gemeinsame Historikerkommission. Dann ließe sich das Thema so lange verschieben, bis sich türkische und armenische Historiker geeinigt haben, was wohl nie der Fall sein wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2008)

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