Japan: Premier Abe hat ein Frauenproblem

Shinzo Abe
Shinzo Abe(c) APA/EPA/FRANCK ROBICHON (FRANCK ROBICHON)
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Zwei Ministerinnen mussten wegen eines Spendenskandals zurücktreten, zwei weitere Regierungsvertreterinnen sollen Kontakte zu Neonazis haben.

Tokio. Für Japans Premier, Shinzo Abe, ist es der schwerste Rückschlag seit seinem Amtsantritt im Dezember 2012: Am Montag traten zwei Ministerinnen wegen illegaler Spenden zurück. In der Öffentlichkeit wurden Erinnerungen an längst überwunden geglaubte Zeiten wach, als Abes Liberaldemokratische Partei (LPD) immer wieder von Korruptions- und Spendenskandalen erschüttert wurde.

Erst legte Handelsministerin Yūko Obuchi ihren Posten nieder. Ein Oppositionspolitiker hatte sie angezeigt, weil sie Wähler mit Fächern beschenkt hatte, was illegalen Spenden gleichkomme. Die 40-jährige Tochter eines Ex-Regierungschefs war bereits als künftige Ministerpräsidentin gehandelt worden. Dann warf Justizministerin Midori Matsushima das Handtuch. Sie soll Wählern Theaterkarten geschenkt haben.

Der sich bereits mit schlechten Umfragewerten plagende Abe sieht sich durch die Rücktritte in seine eigene Vergangenheit zurückversetzt: 2007 musste er als Premier zurücktreten, nachdem mehrere Minister seines Kabinetts wegen Skandalen unter Beschuss geraten waren, einer hatte sich sogar umgebracht. Abe wurde damals Führungsschwäche vorgeworfen.

Der Rücktritt der Ministerinnen setzt Abe auch aus einem anderen Grund unter Druck: Der Premier wollte sich mit seinen insgesamt fünf Ministerinnen als Förderer von Frauen in Führungspositionen ein moderneres Image verpassen. Doch damit scheint er wenig Glück zu haben, in die Schusslinie der Kritiker sind inzwischen auch andere weibliche Regierungsmitglieder geraten. Von Innenministerin Sanae Takaichi und der Vorsitzenden der Kommission für nationale Sicherheit, Eriko Yamatani, kursieren Fotos, auf denen sie mit dem Anführer einer Neonazi-Gruppe gezeigt werden. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2014)

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