Werner Zinkl wirft Ex-Justizministerin „Verharmlosung der Todesstrafe“ in Saudiarabien vor.
Wien. Das „Profil“-Interview mit umstrittenen Äußerungen vom Ex-Justizministerin Claudia Bandion-Ortner zur Todesstrafe in Saudiarabien sorgt weiter für heftige Gegenreaktionen. Reibungspunkt ist vor allem jene Passage, in der Bandion-Ortner über die öffentlichen Enthauptungen nach dem Freitagsgebet mit den Worten zitiert wird: „Das ist nicht jeden Freitag. Natürlich bin ich gegen die Todesstrafe.“ Werner Zinkl, der Vorsitzende der Richtervereinigung, sagte am Montag, diese „Verharmlosung der Todesstrafe“ sei „eigentlich schockierend“. Zudem halte er den Vergleich von der Ex-Justizministerin zwischen der in Saudiarabien von Frauen zu tragenden komplett verhüllenden Abaya mit einem Richtertalar für „sehr bedenklich“.
Interview war freigegeben
Zudem brach ein regelrechter Schlagabtausch zwischen der Juristin und dem Magazin aus: Bandion-Ortner fühlte sich offenbar falsch interpretiert, wie sie in einer schriftlichen Stellungnahme seitens des König-Abdullah-Zentrums, dessen Vizegeneralsekretärin sie ist, darlegte. Das Interview sei nicht autorisiert, nicht korrekt und aus dem Kontext gerissen.
Dem Vorwurf widersprach „Profil“ entschieden. Man habe das Interview zur Autorisierung geschickt. Aus den detaillierten Angaben des Magazins, die die verantwortliche Journalistin, Christa Zöchling, der „Presse“ bestätigt hat, zeigt sich, dass das Interview in der Form, in der es erschienen ist, freigegeben wurde.
Claudia Bandion-Ortner war von 2009 bis 2011 Justizministerin. Derzeit ist sie Vizegeneralsekretärin des König-Abdullah-Zentrums für interreligiösen und interkulturellen Dialog in Wien, das von Saudiarabien finanziert wird. (APA/red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2014)