Er raubte, handelte mit Drogen und konvertierte zum Islam: Der 32-jährige Michael Zehaf-Bibeau soll den tödlichen Anschlag in Kanadas Hauptstadt verübt haben.
Langes schwarzes Haar, Schal übers Gesicht gezogen, Waffe in der Hand und Blick auf die Kamera gerichtet: So ist der junge Mann auf einem Bild zu sehen, das die Terrormiliz "Islamischer Staat" nun verbreitet. Die Aufnahme soll Michael Zehaf-Bibeau, einen kanadischen Staatsbürger mit libyschen Wurzeln, zeigen. Der 32-Jährige gilt als mutmaßlicher Attentäter von Ottawa. Er soll einen Soldaten vor dem Kriegerdenkmal erschossen und danach im nahen Parlament das Feuer eröffnet haben. Bis er selbst vom Sicherheitschef des kanadischen Parlaments tödlich getroffen wurde.
Polizeisprecher Marc Soucy bestätigte der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am Donnerstag entsprechende Medienberichte, dass der Täter alleine gehandelt habe.
Noch sind viele Fragen offen, darunter die brennendste: Was war das Motiv des mutmaßlichen Schützen? Zahlreiche Indizien deuten daraufhin, dass es sich um einen islamistisch motivierten Anschlag handelt - wie ihn Kanada schon zu Wochenbeginn erlebt hatte. Damals fuhr Martin Couture-Rouleau einen Soldaten nieder.
Berichten zufolge soll bereits Belgasem Zafeh, Vater des Schützen (dazu gab es zunächst unterschiedliche Angaben) im Jahr 2011 auf der Seite der Rebellen gegen Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi gekämpft haben. Zehaf-Bibeaus Mutter ist stellvertende Abteilungsleiterin in Kanadas Einwanderungsbehörde.
Der Polizei ist ihr Sohn schon lange als zunächst gewöhnlicher Krimineller bekannt: Der in Quebec geborene Mann, der eine Zeitlang auch in Libyen gelebt haben soll, war in zahlreiche Drogendelikte und auch Überfälle verwickelt. 2003 verstieß er Berichten zufolge zudem gegen Kanadas strenge Waffengesetze. Vor einigen Jahren soll er dann zum Islam konvertiert sein.
"Ich denke, er war psychisch krank"
In kanadischen Medien wird ein Mann namens Dave Bathurst zitiert, der mit dem Verdächtigen befreundet gewesen sein und ihn vor rund sechs Wochen in einer Moschee im Raum Vancouver gesehen haben will. "Ich denke, er war psychisch krank", sagt der Mann. Zehaf-Bibeau habe sich vom Teufel verfolgt gefühlt, ständig von der Präsenz von "Shaytan" in der Welt gesprochen - ein arabisches Wort für Teufel. 2011 erklärte ihn ein Gericht aber für zurechnungsfähig.
Zehaf-Bibeau soll zumindest teilweise in der radikalislamistischen Szene vernetzt gewesen sein: Nach Angaben von Bathurst kannte er Hasibullah Yusufzai, der in den Syrien-Krieg gezogen sein soll - und nun per internationalem Haftbefehl gesucht wird.
-->Bericht in "The Globe and Mail"
(strei/APA)