Anschlag in Jerusalem: Sorge vor weiterer Gewalt

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Bei einem Anschlag in Jerusalem hat ein junger Palästinenser am Mittwochabend ein Baby getötet und sechs weitere Menschen verletzt. Nun wächst die Sorge vor weiterer Gewalt.

Der mutmaßliche Anschlag eines Palästinensers in Jerusalem mit einem Toten und mehreren Verletzten hat in Israel Sorge vor weiterer Gewalt ausgelöst. Trotz der von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu angeordneten Sicherheitsmaßnahmen forderten israelische Politiker weitergehende Reaktionen wie erhöhte Polizeipräsenz und eine Beschleunigung des Siedlungsbaus.

Die Regierung beschuldigte den palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas, Schuld an der Entwicklung zu tragen. Im arabischen Ostjerusalem gab es auch am Donnerstag wieder Unruhen.

Am Mittwochabend war ein junger Palästinenser mutmaßlich mit Absicht mit seinem Auto in eine Straßenbahnhaltestelle gerast. Ein drei Monate altes Baby starb. Unterschiedlichen Nachrichtenagenturen zufolge wurden zudem zwischen sechs und acht Menschen teils schwer verletzt.

Polizei kündigt "Null-Toleranz-Politik"an

Der mutmaßliche Attentäter wurde von Sicherheitskräften angeschossen. Er starb in der Nacht an seinen Verletzungen, wie das Shaare-Zedek-Krankenhaus in Jerusalem mitteilte.

Die israelische Polizei stufte den Angriff als "Terrorakt" ein und kündigte eine "Null-Toleranz-Politik" gegenüber jeglicher Gewalt an. Nach dem Anschlag gab es in verschiedenen Teilen Ost-Jerusalems Auseinandersetzungen, die bis tief in die Nacht andauerten. Dabei gerieten Jugendliche, die Steine warfen, mit Polizisten aneinander. Die Polizeipräsenz wurde erhöht.

Verteidigungsminister Moshe Yaalon beschuldigte die Palästinensische Autonomiebehörde, die Menschen gegen Israel aufgehetzt zu haben. Der Angriff sei das Resultat einer Erziehung, die zum Hass gegen die Juden aufrufe, schrieb Yaalon auf Twitter.

Wirtschaftsminister Naftali Bennett forderte Medienberichten zufolge als Antwort auf den Angriff eine Ausweitung des israelischen Siedlungsbaus in den besetzten Gebieten und eine Politik der harten Hand. In den vergangenen Monaten habe es mehr als 200 Angriffe mit Steinen und Brandflaschen auf israelische Sicherheitskräfte und jüdische Häuser gegeben, ohne dass die Sicherheitskräfte "angemessen" reagiert hätten, kritisierte der Chef der rechtsgerichteten Siedlerpartei. "Was wir tun müssen, ist zu sagen: Wir bleiben hier und bauen in unserer Hauptstadt", sagte Bennett.

Täter hatte offenbar Verbindung zu Hamas

Der Bürgermeister von Jerusalem, Nir Barkat, nannte die Situation in Jerusalem "nicht hinnehmbar" und forderte schärfere Sicherheitsmaßnahmen und eine erhöhte Polizeipräsenz im arabischen Ostjerusalem, wo es nach dem Angriff in der Nacht zu Krawallen kam. Auch in Silwan, dem Wohnort des Täters, gab es Ausschreitungen, wie Polizeisprecher Micky Rosenfeld bestätigte. Palästinenser bewarfen Sicherheitskräfte mit Steinen. Donnerstag früh warfen Unbekannte Steine auf die Jerusalemer Straßenbahn und einen jüdischen Kindergarten in Ostjerusalem.

Einer Hamas-nahen Webseite zufolge soll der Täter Verbindungen zu der radikal-islamischen Organisation gehabt haben. Die Mutter des Täters sagte einer Webseite, ihr Sohn sei 16 Monate im Gefängnis gesessen und Ende 2013 entlassen worden. Im Februar 2014 sei er erneut für 20 Tage in Haft genommen worden. Der israelische Geheimdienst habe den Mann eingeschüchtert und oft zu Verhören einbestellt. Deshalb sei er in einem schwierigen psychischen Zustand gewesen, sagte die Mutter.

Deutschland und die USA verurteilten den Angriff. "Wir sprechen den Angehörigen des getöteten Kindes unser tiefes Mitgefühl aus und wünschen den verletzten Opfern schnelle Genesung. Es muss jetzt alles dafür getan werden, die Hintergründe dieses schrecklichen Verbrechens zügig aufzuklären", hieß es in einer Erklärung des Auswärtigen Amtes in Berlin. Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Jen Psaki, sprach von einem abscheulichen Anschlag. Beide Länder riefen dazu auf, Ruhe zu bewahren.

Seit Wochen gibt es in Jerusalem und den Palästinensergebieten vermehrt Spannungen. Immer wieder kommt es zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräf

(APA/dpa/AFP/Reuters)

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