Brasilien kauft 36 "Gripen"-Kampfjets

Gripen für Brasilien (Fotomontage)
Gripen für Brasilien (Fotomontage)
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Nach einem jahrelangen Beschaffungsprozess hat sich Saab gegen seinen letzten Konkurrenten, die "Super Hornet" aus den USA, durchgesetzt. Die Luftwaffe des Riesenlandes hat einen Innovationsschub dringend nötig.

Nach jahrelangem Hin und Her ist die größte Beschaffungsaktion der brasilianischen Streitkräfte seit Jahrzehnten entschieden: Das Verteidigungsministerium schloss, wie am Montag verkündet wurde, den Kaufvertrag über 36 Kampfflugzeuge des schwedischen Herstellers Saab vom Typ "Gripen", in der aktuell modernsten Version E/F. Der Preis wird mit umgerechnet rund 4,3 Milliarden Euro angegeben.

Die Luftwaffe des Riesenlandes hatte sich nach einem langen Ausschreibungsverfahren, im Zuge dessen zeitweise die französische "Rafale" von Dassault als Sieger gewiss schien, im Dezember 2013 für den Gripen (Greif) entscheiden. Zuletzt war auch noch die F/A-18 "Super Hornet" von Boeing im Rennen, noch früher auch andere Typen aus den USA und Russland. Brasilien wird ab 2019 gesamt 28 Einsitzer und acht zweisitzige Gripen übernehmen. Teil des Geschäfts ist auch ein massiver Technologietransfer von Saab nach Brasilien, dort soll die E-Variante (die Einsitzer) auch teils montiert werden.

Gripen über Schloss Läckö (Schweden)
Gripen über Schloss Läckö (Schweden)Saab-BAe

Brasilien ist der erste Exportkunde der Gripen E/F: Zwar hatte die Schweiz 22 Stück geordert, der Kauf wurde aber im Mai durch eine Volksabstimmung gekippt, was weitere Exportchancen für die Schweden zu verdunkeln drohte - immerhin ist die Gripen generell auch so nicht der Renner auf dem Rüstungsmarkt: Neben Schweden fliegen Gripen bisher nur in Tschechien und Ungarn (je 14), Südafrika (17 aktiv, insgesamt 26 bestellt) und Thailand (12, zuletzt acht aktiv). Schwedens Lufwaffe betrieb zuletzt (Quelle: World Air Forces 2014, Flightglobal) aktiv 80 Gripen; es sind aber zudem 50 ältere Versionen (A/B) eingelagert und 60 der neuen Version E geordert worden. Unter den Top-10 der weltweit häufigsten Kampfflugzeuge kommt die Gripen jedenfalls nicht vor, diese wird von der amerikanischen  F-16 "Fighting Falcon" von Lockheed Martin mit zuletzt 2281 aktiven Flugzeugen angeführt.

Brasilien, das riesige Flächenland (8,5 Millionen Quadratkilometer allein an Landfläche), hat eine unterproportional kleine Luftwaffe: Laut Flightglobal aktuell (und aktiv) 43 F-5 "Tiger II" von Northrop, zehn Mirage 2000 von Dassault, 48 leichte "AMX"-Erdkampfflugzeuge aus italienisch-brasilianischer Koproduktion sowie 31 "Super Tucanos" von Embraer, propellerbetriebene Erdkampfflugzeuge vorrangig für Aufklärung, Training und Einsätze gegen nur leicht bewaffnete Drogenbanden oder Guerillas. Dazu kommt eine recht große Zahl (meist unbewaffneter) Kleinflugzeuge, Hubschrauber und Transporter.

Bald auch als Trägerflugzeug?

Brasilien wurde auch mit der Aussicht gewonnen, dass die Schweden die Gripen zu einer trägergestützten Variante namens "Sea Gripen" oder "Gripen M" weiterentwickeln könnten. Allerdings hätten die Südamerikaner das mit der F-18 oder Rafale günstiger haben können, beide sind schon vollwertige Trägerjets. Brasiliens Marine hätte auf ihrem einzigen Flugzeugträger, der "São Paulo" - ein Schiff der französischen Clemenceau-Klasse und ursprünglich in Frankreich 1963 in Dienst gestellt - durchaus Bedarf an etwa 24 neuen Maschinen. Dort waren bisher die schon enorm veralteten Douglas A-4 "Skyhawk" im Einsatz, die bereits 1956 in den USA eingeführt worden waren - von denen war zuletzt allerdings keine einzige mehr, oder nur noch eine oder zwei, im aktiven Dienst.

AMX im Vordergrund, hinten eine Mirage 2000 beim Start, Natal Airbase
AMX im Vordergrund, hinten eine Mirage 2000 beim Start, Natal AirbaseUSAF /John Rohrer
Super Tucanos über Brasilien
Super Tucanos über BrasilienBrasilianische Luftwaffe

Saab hofft auch, mit Brasilien eine erste Tür nach Lateinamerika eingetreten zu haben: Dort gelten Argentinien, Ecuador und Mexiko als mögliche Kunden. Der Kurs der Saab-Aktie stieg an der Stockholmer Börse am Montag um 8,4 Prozent auf 197 Kronen (21,4 Euro).

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