Thailand: Armeechef fordert Regierung zum Rücktritt auf

Regierungsgegner am Flughafen von Bangkok
Regierungsgegner am Flughafen von Bangkok(c) EPA (RUNGROJ YONGRIT)
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Armeechef Anupong fordert das Kabinett von Regierungschef Somchai auf, Neuwahlen auszuschreiben. Somchai lehnt dies jedoch ab. Der Flughafen von Bangkok bleibt von Regierungsgegnern besetzt.

Die thailändische Armeeführung hat am Mittwoch angesichts der sich zuspitzenden Anti-Regierungs-Proteste Neuwahlen gefordert. Armeechef Anupong Paojinda sagte, die Regierung unter Somchai Wongsawat solle das Parlament auflösen und vorgezogene Wahlen ausschreiben. Die Regierungsgegner halten derweilen ihre Blockade des Internationalen Flughafens von Bangkok aufrecht. Hunderte Flüge mussten abgesagt werden, auch AUA-Flüge wurden gestrichen. Tausende Urlauber saßen fest.

Maßnahmen gegen Regierungsgegner

Die Regierung wies diese Rücktritts-Aufforderung umgehend zurück. Seine Regierung sei demokratisch legitimiert und werde "ihre Arbeit für das Land fortsetzen", sagte Somchai am Mittwoch in einer Fernsehansprache. Zugleich kündigte er angesichts der Massenproteste von Gegnern nicht näher definierte "Maßnahmen" an. Die Opposition habe mit ihren Protesten Gesetze verletzt. Über Gegenmaßnahmen werde das Kabinett am Donnerstag in einer Sondersitzung beraten, erklärte Somchai in der TV-Ansprache. Die regierungsfeindlichen Demonstrationen hätten dem Ansehen des Landes schwer geschadet.

Demonstranten sollen Flughafen räumen

Neuwahlen seien nicht die Lösung, erst müsse Somchai bedingungslos zurücktreten, erklärte dagegen ein Sprecher der Regierungsgegner, Sondhi Limthongkul. Solange dies nicht geschehe, werde die Blockade fortgesetzt. Heereschef Anupong Paochinda rief seinerseits die Demonstranten nach einer Dringlichkeitssitzung der Militärführung zur umgehenden Räumung des Flughafens auf. Die Möglichkeit eines Militärputsches schloss er aus. Die oppositionelle Volksallianz für Demokratie (PAD) hatte sich zuvor um eine Einschaltung der Streitkräfte bemüht, woraufhin diese Neuwahlen forderten.

Rund 50 vermummte und mit Eisenstangen bewaffnete Demonstranten drangen nach Angaben eines Flughafenmitarbeiters kurzzeitig in den Kontrollturm des Bangkoker Flughafens ein. Unbekannte Angreifer schleuderten unterdessen mehrere Sprengsätze auf die Demonstranten. Nach Polizeiangaben wurden drei Menschen verletzt. Zwei weitere Explosionen gab es in Bangkok selbst. Die Maschine des Premiers, der an einem Gipfeltreffen in Peru teilgenommen hatte, landete wegen der Proteste in Bangkok in Chiang Mai im Norden des Landes, während der Airport Bangkok gesperrt wurde. In Chiang Mai starb bei Protesten ein Demonstrant.

Tausende Touristen zum Warten gezeungen

Leidtragende sind in Bangkok tausende Touristen aus aller Welt, die zunächst wegen der Aussetzung von Starts und Landungen nicht in ihre Heimatländer zurückkehren konnten. Flughafendirektor Serirat Prasutanont sagte, man verhandle mit den Demonstranten, um einigen Reisenden den Abflug zu ermöglichen. Auf dem Internationalen Flughafen von Bangkok (Suvarnabhumi) werden pro Tag durchschnittlich 700 Flüge abgefertigt. Im vergangenen Jahr starteten und landeten dort mehr als 40 Millionen Reisende.

Die Urlaubsgebiete im Süden Thailands sind von der politischen Auseinandersetzung bisher nicht betroffen. In die Urlaubergebiete um Phuket fanden auch weiterhin Direktflüge statt, Flugreisen über Bangkok wurden indessen storniert, wie europäische Reiseveranstalter mitteilten. So sagten Meiers Weltreisen und Dertour alle für Mittwoch und Donnerstag geplanten Reisen über Bangkok ab.

AUA-Flüge betroffen

Die Krise in Bangkok wirkte sich auch auf den Flugverkehr der Austrian Airlines aus. Der AUA-Flug Wien-Bangkok (Abflug um 23:20 Uhr in Wien-Schwechat) sei heute, Mittwoch gestrichen worden, hieß es seitens der AUA-Information. Auch der Mittwoch-Flug von Bangkok nach Wien (Abflug in Bangkok 23:55 Uhr Ortszeit) falle aus, allerdings seien Bemühungen im Gange, diesen Flug über den Airport Utaphao bei Pattaya abzuwickeln. Die Gäste würden an Ort und Stelle von der AUA betreut. Der Flug Wien-Bangkok am gestrigen Dienstagabend wurde bereits nach Utaphao geführt, das etwa 150 Kilometer von Bangkok entfernt ist. Für Donnerstag könne man noch keine Aussage treffen, betonte eine AUA-Sprecherin. Die Situation werde laufend evaluiert. "Wenn der Flughafen Bangkok geöffnet wird, dann fliegen wir." Lufthansa leitete einen Jumbo-Jet mit mehr als 300 Passagieren nach Malaysia um.

(Ag./Red.)

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