Mesic: "Tsunami der Korruption" in Kroatien

Stjepan Mesic Kroatien
Stjepan Mesic Kroatien (c) EPA (Horacio Villalobos)
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Der kroatische Premier bezeichnete die Zuwendungen von Auslandskroaten während des Krieges als Wurzel des Korruptions-Übels. Die EU kritisierte die grassierende Korruption in dem Beitrittsland wiederholt.

Die Kritik der Europäischen Union an der im Beitrittskandidatenland Kroatien grassierenden Korruption ist nun auch von Staatspräsident Stjepan Mesic in dramatischen Worten bestätigt worden. "Kroatien ist einem Tsunami der Korruption ausgesetzt", sagte Mesic am Montag (Ortszeit) in einer Rede vor Auslandskroaten in New York, wie die Zagreber Tageszeitung "Jutarni list" (Internetausgabe) berichtete.

Eine der Wurzeln des Übels seien die Zuwendungen von reichen Auslandskroaten während des Unabhängigkeitskriegs (1991-95) gewesen, sagte Mesic. "Während ihr hier in der Diaspora zu Kriegszeiten Geld gesammelt und Kroatien geholfen habt, (...) fiel ein Teil davon einigen 'Meistern' in die Hand, die es auf ihre Konten umbuchten." Nach dem Krieg hätten sie sich dann weiterhin diesem "Geschäft" gewidmet, kritisierte der Präsident. Als Rechtsstaat müsse Kroatien aber Fälle von Korruption aufdecken und gerichtlich verfolgen, betonte er.

Als Symbol dieser korrupten Praktiken gilt der Ex-General und frühere Vizeverteidigungsminister Vladimir Zagorac. Der langjährige Waffenbeschaffer der kroatischen Armee schaffte es in den Kriegswirren vom Chauffeur zu einem der reichsten Männer des Landes. Derzeit wird ihm in Zagreb der Prozess gemacht, weil er Edelsteine im Wert von mehreren Millionen Euro gestohlen haben soll, die er in den 1990er Jahren als Sicherheit für eine Waffenlieferung erhalten hatte.

Kroatien wird in jüngster Zeit von zahlreichen Korruptionsaffären erschüttert. Erst Mitte September flog an der Zagreber Universität ein beispielloser Handel mit Prüfungen und Abschlüssen auf, in den Dutzende Professoren verwickelt sein sollen. Voriges Jahr wurden ranghohe Manager des staatlichen Privatisierungsfonds verhaftet, weil sie in großem Stil in die eigene Tasche gewirtschaftet hatten.

Für Aufsehen sorgten auch zahlreiche tätliche Angriffe auf Journalisten, die kritisch über Korruptionsfälle berichteten. Im Juni wurde der Enthüllungsjournalist Dusan Miljus zusammengeschlagen, kurz bevor er in einem Korruptionsprozess aussagen sollte. Ende Oktober war der bekannte kroatische Journalist Ivo Pukanic, der sich mit Enthüllungen über Korruption und Organisierte Kriminalität einen Namen gemacht hatte, bei einem Bombenanschlag in Zagreb getötet worden. Anfang November rief die EU-Kommission Zagreb in ihrem jährlichen Fortschrittsbericht auf, den Kampf gegen die Korruption zu verstärken.

(APA)

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