Südkorea bangt um seine Sicherheit

Südkoreanische Soldaten
Südkoreanische Soldaten(c) AP (Lee Jin-man)
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Der kommunistische Nachbar verschärft zusehends die Tonart. Als erste Reaktion lud Staatschef Lee Myung-bak 200 Vertreter von Geheimdiensten und Sicherheitskräften zu einer Sicherheitskonferenz.

Wegen der zunehmenden Spannungen mit dem stalinistisch regierten Nordkorea hat Südkoreas Staatschef Lee Myung-bak eine Sicherheitskonferenz abgehalten. An dem Treffen am Dienstag nahmen etwa 200 ranghohe Vertreter der Geheimdienste, der Sicherheitskräfte und regionaler Regierungen teil, wie das Verteidigungsministerium in Seoul mitteilte. Es handelte sich um das erste derartige Treffen unter dem Vorsitz des Präsidenten seit fünf Jahren. Themen waren laut Verteidigungsministerium der Schutz vor "feindlicher Unterwanderung" und der Umgang mit "Provokationen".

Südkorea fürchtet, dass das Nachbarland einen offenen Konflikt provozieren will, nachdem in den vergangenen Wochen wiederholt Drohungen aus Pjöngjang zu vernehmen waren. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, das Ressort werde am Freitag einen Bericht veröffentlichen, in dem das Verhalten Nordkoreas als "unmittelbare und schwerwiegende Bedrohung" eingeschätzt werde.

Nordkorea kündigt Vereinbarungen

Ende Jänner hatte Nordkorea alle politischen und militärischen Vereinbarungen mit Südkorea für nichtig erklärt, da die konservative Regierung in Seoul mehrere Vereinbarungen gebrochen und beide Staaten so "an den Rand eines Krieges" gebracht habe. Die Annullierung betraf auch die Anerkennung der lange umstrittenen Seegrenze zwischen beiden Staaten als Interimsgrenze.

Kim Yong-nam, der die Regierungsgeschäfte in Nordkorea derzeit offenbar de facto führt, warf Seoul am Sonntag Provokationen vor und drohte mit "entschiedenen Aktionen". Zudem gibt es Hinweise darauf, dass Nordkorea einen Test der Langstreckenrakete Taepodong-2 plant. Der nordkoreanische Diktator Kim Jong-il selbst, dessen 67. Geburtstag am gestrigen Montag begangen wurde, ist seit Monaten von der Bildfläche verschwunden. Er soll im August einen Schlaganfall erlitten haben.

Spannungen seit einem Jahr verschärft

Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel haben sich seit dem Antritt einer konservativen Regierung in Seoul um Präsident Lee vor gut einem Jahr wieder verschärft. Lee hat sich von der "Sonnenscheinpolitik" seiner beiden Vorgänger distanziert. Die neue US-Außenministerin Hillary Clinton besucht im Rahmen ihrer ersten Auslandsreise in Kürze Südkorea. Sie tritt für eine Normalisierung der Beziehungen zu Nordkorea ein, wenn es sein Atomprogramm vollständig und nachweislich aufgibt.

Bis heute gibt es keinen Friedensvertrag auf der Koreanischen Halbinsel. Der Korea-Krieg dauerte von 1950 bis 1953. Im Juni 1950 hatten nordkoreanische Truppen die 1945 nach der militärischen Niederlage der Kolonialmacht Japan gezogene Demarkationslinie überschritten. Damit begann ein Krieg, der 4,5 Millionen Tote forderte und durch einen bis heute gültigen Waffenstillstand beendet wurde. Der UNO-Sicherheitsrat beschloss damals auf Verlangen Washingtons, Südkorea mit UNO-Truppen zu Hilfe zu kommen. Die Sowjetunion boykottierte den Weltsicherheitsrat; so war kein Vertreter Moskaus zugegen, um sein Veto einzulegen. Die USA stellten das weitaus größte Truppenkontingent der UNO-Streitmacht. China unterstützte Nordkorea mit einer großen "Freiwilligen"-Armee von einer Million Mann. Ein Waffenstillstandsabkommen wurde 1953 von einem US-General im Namen der UNO unterzeichnet. In Südkorea haben die USA derzeit noch 28.000 Soldaten als Abschreckung gegen Nordkorea stationiert.

(Ag.)

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