In der Rebellenhochburg gab es die heftigsten Kämpfe seit der Einigung auf eine Waffenruhe Anfang September. Bewohner berichten außerdem von Gefechten am Flughafen.
In der ostukrainischen Rebellenhochburg Donezk hat es die heftigsten Gefechte seit der Einigung auf eine Waffenruhe Anfang September gegeben. In unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum war in der Nacht zum Sonntag Artilleriefeuer zu hören. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) äußerte Besorgnis über die Verlegung von Panzern und Truppentransportern in die Ostukraine. Die Kämpfe in Donezk begannen gegen 02.00 Uhr nachts (01.00 Uhr MEZ) und dauerten zunächst unvermindert an. Am Sonntagmorgen waren die Gefechte weniger intensiv.
Bewohner berichteten zudem von Kämpfen am Flughafen. Dort ist es seit Mitte April immer weder zu Gefechten gekommen. Ein Bewohner sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe gesehen, dass sieben motorgetriebene Kanonen in Richtung des Flughafens sowie in Donezks Nachbarstadt, den Eisenbahnknotenpunkt Jassinuwata unterwegs gewesen seien.
Panzer gesichtet
OSZE-Beobachter zur Überwachung der Waffenruhe hatten zuvor nahe der von prorussischen Rebellen kontrollierten Städte Donezk und Makijiwka Konvois mit Panzern, Truppentransportern und Haubitzen gesichtet, wie die Organisation in der Nacht mitteilte. Der Schweizer Außenminister und amtierende OSZE-Präsident Didier Burkhalter zeigte sich "sehr besorgt" über ein mögliches Wiederaufflackern der Gewalt in der Ostukraine. Er rief die Konfliktparteien auf, alles zu tun, um die vereinbarte Waffenruhe zu stabilisieren.
Nach Angaben Kiews wurden seit Freitag neun ukrainische Soldaten getötet. Die UNO gab die Zahl der Toten in den vergangenen sieben Monaten mit mehr als 4.000 an.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow ging nicht näher auf den Vorwurf der ukrainischen Führung ein, wonach am Freitag 32 Panzer und andere Militärfahrzeuge aus Russland in die Ostukraine eingedrungen sein sollen. US-Außenamtssprecherin Jennifer Psaki hatte zuvor ebenso wie die NATO erklärt, dass keine unabhängige Bestätigung für Kiews Darstellung vorliege. Als Lawrow nach einem Treffen mit US-Außenminister John Kerry in Peking um klärende Informationen gebeten wurde, sagte er knapp: "Wenn Psaki keine hat, habe ich auch keine."
Russland: US-Regierung soll vermitteln
Zugleich forderte Lawrow die US-Regierung trotz gravierender Meinungsunterschiede auf, sich im Ukraine-Konflikt als Krisenvermittler einzubringen. Wenn Washington zur Entschärfung der Lage und zum "Dialog" zwischen den Konfliktparteien beitragen wolle, wäre das ein "Schritt in die richtige Richtung".
Nach den Worten des ehemaligen sowjetischen Staats- und Parteichefs Michail Gorbatschow befindet sich die Welt "an der Schwelle zu einem neuen Kalten Krieg". Gorbatschow, der eine wichtige Rolle beim Fall der Berliner Mauer vor 25 Jahren spielte, warf dem Westen und der NATO im Schweizer Rundfunksender RTS vor, im Zuge des Ukraine-Konflikts "neue Mauern" errichten zu wollen.
Bundesheer schickt weitere Beobachter
Unterdessen wurde bekannt, dass das österreichische Bundesheer am Montag die Ausbildung der OSZE-Beobachter für die Ukraine startet. Außerdem schickt das Bundesheer noch im November drei weitere Militärangehörige als Beobachter ins Krisengebiet, mit diesen sind dann sechs Angehörige des Bundesheeres als OSZE-Beobachter in der Ostukraine.
Die Beobachtermission der OSZE SMMU "Special Monitoring Mission to Ukraine" dient der Überwachung des Waffenstillstandes zwischen den ukrainischen Regierungstruppen und den Rebellen und hat vorerst ein Mandat bis Ende März 2015. Im September hat die Regierung im Ministerrat beschlossen, dass Österreich bis zu zehn militärische Experten in die Ukraine schicken darf.
(APA/sda/AFP)