Dalai Lama: "Tibeter leben in ständiger Furcht"

Dalai Lama
Dalai Lama(c) REUTERS (Fayaz Kabli)
  • Drucken

Der Dalai Lama wirft der chinesischen Regierung brutale Unterdrückung der Tibeter vor. China spricht von "Lügen". Die chinesische Regierung hat das Hochland am 50. Jahrestag des Volksaufstandes praktisch abgeriegelt.

Am 50. Jahrestag des tibetischen Volkskaufstands hat der Dalai Lama der chinesischen Regierung brutale Unterdrückung in Tibet vorgeworfen. Die tibetische Kultur und Identität stünden kurz vor der Auslöschung, sagte das geistige Oberhaupt der Tibeter am Dienstag in einer Rede. Das tibetische Volk werde wie Kriminelle behandelt, die den Tod verdienten. Der Dalai Lama bekräftigte die Forderung der Exil-Regierung nach "echter" Autonomie für Tibet innerhalb Chinas.

"Wenn diese Hoffnung erfüllt wird, würde das tibetische Volk seinen Beitrag für die Erhaltung von Einheit und Stabilität in China leisten", sagte der Dalai Lama im nordindischen Dharamsala. Bisher habe der Dialog zwischen der Exil-Regierung und der Führung in Peking aber keine Ergebnisse erzielt.

"Auch heute leben die Tibeter in Tibet in ständiger Furcht, und die chinesischen Behörden sind ihnen gegenüber ständig misstrauisch", sagte der Friedensnobelpreisträger in seinem indischen Exil mit ungewöhnlicher Schärfe. Die Gerechtigkeit in Tibet werde aber siegen, wenn "wir weiter den Pfad der Wahrheit und Gewaltfreiheit beschreiten."

China wirft Dalai Lama "Lügen" vor

China warf dem Dalai Lama vor, er habe mit seiner Rede Lügenpropaganda verbreitet. "Die Clique des Dalai Lama unterscheidet nicht das Richtige vom Falschen. Sie verbreitet Gerüchte", erklärte ein Sprecher des Außenministeriums am Dienstag in Peking. "Die demokratischen Reformen in Tibet sind die umfangreichsten und tiefgreifendsten in seiner Geschichte", sagte er. Zu den "Lügen des Dalai Lama" wolle er sich nicht weiter äußern.

Tibet abgeriegelt

China hat angesichts des Jahrestages Tibet praktisch abgeriegelt. Aus Angst vor Protesten wie vor einem Jahr wurde die Militärpräsenz massiv verstärkt und die Grenzkontrollen in allen Regionen mit tibetischen Minderheiten verschärft. Ausländer wurden zum Verlassen dieser Gebiete aufgerufen. Bewohner und Geschäftsleute in der tibetischen Hauptstadt Lhasa berichteten von verstärkten Straßenpatrouillen bewaffneter Polizisten.

Weltweit haben Menschen aus Solidarität mit den Tibetern demonstriert. Vor dem Weißen Haus in Washington schwenkten Aktivisten in der Nacht auf Dienstag Fahnen und Transparente, bevor sie zwei Schweigeminuten zum Gedenken an die Rebellion und die anschließende Flucht des Dalai Lama nach Indien einhielten. Bei einer Kundgebung in Australien gab es Zusammenstöße mit der Polizei, als Demonstranten versuchten, zur chinesischen Botschaft vorzudringen. Vier Aktivisten wurden nach Polizeiangaben festgenommen.

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.