Aus Sicht des Bundespräsidenten zog sich die Annäherung der Ukraine zu lange hin. Fischer warnt die EU außerdem davor, "Weltpolizist" zu spielen.
Die EU hat die Ukraine vor Ausbruch der Krise in dem Land nicht rasch genug an sich gebunden - das sagte Bundespräsident Heinz Fischer in einem nun erschienenen Interview mit dem Magazin "The European". "Die EU hat vor allem in der Zeit bis zum Sturz von Viktor Janukowitsch (bis Februar 2014 ukrainischer Präsident, Anm.) Fehler gemacht", sagt er in dem am Donnerstag veröffentlichten Gespräch.
Aus Sicht des Bundespräsidenten zog sich die Annäherung der Ukraine zu lange hin. Die Führung in Kiew "hätte das Assoziationsabkommen viel leichter umsetzen können, wenn es sich nicht so lange hingezogen hätte und man der Ukraine nicht bis in den Oktober 2013 hinein immer neue und zusätzliche Bedingungen gestellt hätte und wenn man nicht einen 'Entweder-oder-Kurs' (mit Russland, Anm.) gesteuert hätte", sagte Fischer nach Angaben des Magazins im Rahmen des Forum Alpbach im August.
In Bezug auf die aktuelle Lage der Weltpolitik warnte der langjährige SPÖ-Politiker die EU davor, der USA in die Rolle als "Weltpolizist" zu folgen. Je mehr die EU versucht, ihre Grundwerte und Prinzipien auch außerhalb ihrer Grenzen durchzusetzen, desto mehr begibt sie sich in die gleiche Gefahrenzone, in der sich auch die USA bewegen. Und die Vorstellung, dass ein dritter oder vierter großer Player der Weltpolitik ebenfalls das Gleiche tut, wirft noch schwierigere Fragen auf", sagte Fischer.
(APA)