Atomgipfel in Wien: Verwirrspiel um Irans Außenminister

AUSTRIA IRAN NUCLEAR
AUSTRIA IRAN NUCLEARAPA/EPA/HANS PUNZ
  • Drucken

Zunächst hieß es, Chefdiplomat Zarif wolle bis Sonntag in Teheran mit dem Revolutionsführer beraten. Nun soll er aber doch in Wien bleiben.

Die finalen Verhandlungen der Chefdiplomaten im Atomstreit mit dem Iran werden von taktischen Finten begleitet. Heute wurde von Irans halbamtlichen Nachrichtenagenturen verbreitet, dass Mohammad Javad Zarif nach Teheran zurückfliegt und erst am Sonntag an den Verhandlungstisch im Wiener Palais Coburg zurückkehrt.

Kolportiert wurde, dass Zarif in Teheran die Verhandlungslinie mit dem Obersten Führer Ayatollah Ali Khamenei abstimmen wollte, weil die Gespräche über ein Abkommen im Atomstreit nicht nach Wunsch verlaufen würden. Nun verkündeten die iranischen Nachrichtenagenturen Irna und Isna aber, Zarif bleibe in Wien: "Die Gespräche haben keinen Punkt erreicht, der es notwendig macht, dass Zarif für Konsultationen nach Teheran reist", wird der Chefdiplomat zitiert.

Frist läuft am kommenden Montag aus

Im Streit um das iranische Atomprogramm, dessen rein friedlichen Charakter die 5+1 (UN-Vetomächte plus Deutschland) anzweifeln, läuft seit Dienstag die entscheidenden Phase. Eine selbstgesetzte Frist der Verhandlungspartner läuft am Montag den 24. November um Mitternacht aus. Auch eine Verlängerung schien zuletzt laut Insidern jedoch nicht ausgeschlossen, auch wenn US-Außenminister John Kerry laut dem Sender BBC noch am Donnerstag betonte: "Wir reden nicht über eine Verlängerung, nicht untereinander". Kerry wollte noch am Freitagnachmittag zwischenzeitlich aus Wien nach Paris abreisen.

Frankreichs Außenminister Laurent Fabius hatte zuvor betont, die Bemühungen um eine Lösung in Wien gingen weiter. "Ich bin hier, um einen Konsens zu erzielen, und wir werden intensive Gespräche mit unseren Partnern und dem Iran führen", erklärte Fabius Freitagmittag nach seiner Ankunft vor dem Wiener Palais Coburg. Zugleich rief er den Iran auf, "die Möglichkeit für eine Einigung zu ergreifen".

"Sehr schwierige Gespräche"

Sein britischer Kollege Philip Hammond ergänzte, dass es "sehr schwierige Gespräche" sein würden. Aber die Gruppe der 5+1 sei bereit Flexibilität zu zeigen, wenn dies auch der Iran tue. "Ich werde jetzt natürlich nicht ins Detail gehen, aber wir wünschen uns ein Abkommen bis zur Deadline. Bis dahin gibt es noch viel Arbeit", sagte Hammond.

Die Staatengemeinschaft verdächtigt den Iran, unter dem Deckmantel der friedlichen Nutzung der Kernenergie nach Atomwaffen zu streben. Teheran weist dies zurück. Im Rahmen der Verhandlungen will der Iran auch die Staatengemeinschaft davon überzeugen. Diese hat im Gegenzug für glaubhafte und überprüfbare Garantien zugesagt, die Sanktionen gegen Teheran schrittweise zu suspendieren bzw. abzubauen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Leitartikel

Elf Jahre Anlaufzeit hätten für einen Iran-Atomdeal reichen müssen

Besser gar kein Abkommen als ein schlechtes, besser weiterverhandeln als eine Krise: So reden sich Zarif, Kerry und Co. ihren Wiener Atomflop schön.
Außenpolitik

Die unendliche Geschichte: Erklärung des Atomstreits in sechs Punkten

Als im Sommer 2002 iranische Oppositionelle aufdeckten, dass das Mullahregime ein geheimes Atomprogramm betreibe, glaubten wenige, dass das Thema die Welt über ein Jahrzehnt beschäftigen würde.
Außenpolitik

Die Moderatorin: Lady Ashton und die Bombe

Die Britin hat sich das Vertrauen der arabischen Welt hart erarbeitet, jetzt möchte sie die Verhandlungen weiterführen.
Außenpolitik

Analyse: Die Angst der Saudis vor einem Erstarken des Iran

Die Golfstaaten plagt die Horrorvision einer iranischen A-Bombe. Doch auch ein Frieden Teherans mit den USA ist nicht in ihrem Interesse.
U.S. Secretary of State Kerry arrives for a meeting in Vienna
Außenpolitik

Keine Einigung beim Atomgipfel in Wien

Der US-Außenminister plant Abflug am Nachmittag. Die Frist für ein Abkommen mit dem Iran wird bis Ende Juni 2015 verlängert.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.