Die populistische "Alternative für Deutschland" finanziert sich durch Goldgeschäfte. Laut "Bild" hatte dabei der Kreml seine Hände im Spiel.
Die Befürchtungen von Timothy Snyder haben sich bewahrheitet. Der US-Historiker, der sich mit der osteuropäischen Geschichte beschäftigt, warnte seit dem Ausbruch der Ukraine-Krise wiederholt davon, dass sich Russland die europäischen Rechtspopulisten zunutze machen wolle, um die Europäische Union von innen zu sprengen. Nun kommen immer mehr Details zu der Kooperation zwischen dem Kreml und den Rechten in Westeuropa zutage.
Das jüngste Ziel der russischen Beeinflussungsversuche ist offenbar Deutschland - und zwar die neu gegründete Partei Alternative für Deutschland (AfD), die sich - wie der rechtspopulistische französische Front National - für das Ende der Währungsunion ausspricht. Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung, die sich auf deutsche Geheimdienstquellen beruft, wird die AfD vom Kreml mit finanziellen Zuwendungen bedacht. Demnach soll Russland dafür gesorgt haben, dass die AfD, die sich teilweise durch Goldgeschäfte finanziert, das Edelmetall zu künstlich niedrigen Preisen erhält - und zwar möglicherweise ohne das Wissen der Parteiführung.
Im Mittelpunkt der russischen Aktivitäten scheint allerdings Frankreich zu stehen, wo die Unzufriedenheit mit Staatschef Francois Hollande im Wochentakt neue Höhen erklimmt und der Front National von Marine Le Pen in der Wählergunst zulegt. Die Partei, die eine Zerschlagung der Eurozone und die wirtschaftliche Abschottung Frankreichs fordert, unterstützt das russische Vorgehen in der Ukraine.
Parteichefin Le Pen dementiert
Nach Berichten des investigativen französischen Internet-Portals Mediapart, das vom Edwy Plenel, dem ehemaligen Chefredakteur der Tageszeitung "Le Monde" geleitet wird, wird Front National von der Kreml-nahen First Czech-Russian Bank finanziert. Während ursprünglich von einem Kredit in Höhe von neun Millionen Dollar die Rede war (Die Presse berichtete), vermeldete Mediapart am Mittwoch, dass die neun Millionen nur die erste Tranche einer Finanzspritze von insgesamt 40 Millionen Euro seien. Das Geld soll für den Präsidentschaftswahlkampf 2017 verwendet werden, vertraute ein Parteimitglied Mediapart an, und in den Deal involviert sei Marine Le Pen selbst, die während einer geheim gehaltenen Moskau-Reise im Februar die Details finalisierte. Die Parteichefin dementierte umgehend.
Klar scheint jedenfalls zu sein, dass der Kredit vom FN-Europaabgeordneten Jean-Luc Schaffhauser eingefädelt wurde, der von der First Czech-Russian Bank dem Vernehmen nach ein Honorar in Höhe von 140.000 Euro erhalten hat, und zwar über den Umweg einer Bank in Luxemburg. Schaffhauser gab gegenüber Medien an, die außerparlamentarischen Aktivitäten seien mit seinem Mandat vereinbar.