Premierminister Ahmet Davutoglu will einen Beweis dafür gefunden haben, warum Feminismus lebensbedrohlich ist.
Der türkische Premierminister Ahmet Davutoglu bringt hohe Suizidraten mit der Gleichstellung von Frauen und Männern in Verbindung. Konkret stellte sich Davutoglu bei einer Veranstaltung für Frauen in der Regierungspartei AKP laut einem "Welt"-Bericht die Frage, warum in reicheren Ländern, insbesondere in Skandinavien, die Suizidrate höher ist als in der Türkei. Er hatte auch gleich die Antwort parat: Es herrsche dort eine schädliche "mechanische Gleichsetzung" von Mann und Frau. Sie beginne, "die einander ergänzenden Beziehungen des Lebens zu zerstören", so Davutoglu.
Der Premier sprach von einer "natürlichen Rollenverteilung": Frauen sollten Mütter werden und eine "göttliche Mission" erfüllen, die Menschheit am Leben zu erhalten.
Erdogan: Gleichberechtigung "unnatürlich“
Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat vor wenigen Wochen eine Gleichberechtigung von Mann und Frau als "unnatürlich" abgelehnt – ebenso wie sein Premier Davutoglu vor einem weiblichen Publikum. "Frauen können nicht jede Arbeit versehen, die von Männern gemacht wird, so wie das im Kommunismus war", sagte der Staatspräsident bei der Veranstaltung eines Frauenverbands in Istanbul. Erdogan kritisierte, Feminismus akzeptierte die Mutterrolle von Frauen nicht. Deshalb könne man Feministen auch nicht den besonderen Stellenwert erklären, den Mütter und Frauen im Islam hätten.
Gleichzeitig verurteilte Erdogan Gewalt gegen Frauen. In der Türkei wird fast jeden Tag eine Frau von ihrem Ehemann, einem Verwandten oder ihrem Lebensgefährten getötet.
Steigende Suizidrate in der Türkei
Davutoglus Vergleich der Suizidrate beruht übrigens auf falschen Fakten: In Schweden und Norwegen gibt es weniger Fälle als im EU-Durchschnitt. Die Suizidrate in der Türkei ist in den vergangenen 20 Jahren gestiegen, auch wenn sie niedriger ist als in vielen EU-Ländern.
(Red./APA)