Türkei: Haftbefehl gegen Erdogan-Gegner Gülen

Anhänger der Gülen-Bewegung in Istanbul.
Anhänger der Gülen-Bewegung in Istanbul.(c) EPA (SEDAT SUNA)
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Die türkische Justiz betrachtet den islamischen Prediger Fethullah Gülen, der im Exil in den USA lebt, als den Kopf einer "Terrororganisation".

Ein türkisches Gericht hat am Freitag Haftbefehl gegen den islamischen Prediger Fethullah Gülen erlassen. Der 73-jährige Rivale des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan wird beschuldigt, eine "Terrororganisation" anzuführen, wie der Staatssender TRT berichtete. Gülen lebt seit Jahren im Exil in den USA. Erdogan wirft seinem ehemaligen Verbündeten vor, ein Komplott zum Sturz der Regierung geschmiedet zu haben.

Am Sonntag war die türkische Polizei mit einer landesweiten Razzia gegen mutmaßliche Anhänger Gülens in den Medien vorgegangen. 30 Menschen wurden festgenommen, die meisten von ihnen wurden inzwischen wieder auf freien Fuß gesetzt. Am Freitag ordnete ein Gericht in Istanbul auch die Freilassung des Chefredakteurs der Zeitung "Zaman", Ekrem Dumanli, an. Sein Kollege Hidayet Karaca vom TV-Sender Samanyolu sowie drei ebenfalls festgenommene Polizisten bleiben hingegen in Untersuchungshaft. Karaca wird Mitgliedschaft in einer "terroristischen Organisation" zur Last gelegt.

Gülen setzte sich 1999 in die USA ab

Die Razzien am Sonntag erfolgten fast auf den Tag genau ein Jahr nach der Aufnahmen umfassender Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zu einem Korruptionsskandal im Umfeld des damaligen Ministerpräsidenten Erdogan. Erdogan wirft Gülen vor, die Ermittlungen in Gang gesetzt zu haben, um seine Regierung zu Fall zu bringen. Tausende Polizisten und Staatsanwälte wurden seitdem versetzt oder entlassen. Die eingeleiteten Korruptionsverfahren wurden inzwischen allesamt eingestellt.

Erdogan und Gülen hatten gemeinsam die politische Landschaft der Türkei verändert, die jahrzehntelang von säkularen Regierungen und der mächtigen Armee geprägt worden war. Weil ihm ein Prozess drohte, setzte sich Gülen 1999 in die USA ab.

(APA/AFP)

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