Die "Rädelsführer" der Pegida-Bewegung würden Themen wie Armut und Arbeitslosigkeit "islamisieren", kritisiert der Zentralratsvorsitzende.
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland ruft dazu auf, sich mit den Anhängern der islamfeindlichen Bewegung Pegida ernsthaft auseinanderzusetzen. Diese Menschen hätten beispielsweise Angst vor einer weiter aufklaffenden "Schere zwischen Arm und Reich", Angst vor Arbeitsplatzverlust und Angst, "dass sie ihre Rente nicht bekommen", sagte der Zentralratsvorsitzende Aiman Mazyek am Samstag.
"Damit müssen wir uns auseinandersetzen", forderte er weiter im Rundfunk Berlin-Brandenburg. Mazyek wies zugleich darauf hin, dass einige "Rädelsführer, auch Rechtsradikale", bei Pegida versuchten, "diese Themen zu islamisieren". Der Begriff Islamisierung werde dabei als Deckmantel benutzt. Die Politik müsse sich mehr um die sozialen Sorgen der Menschen kümmern, verlangte Mazyek.
Pegida steht für "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes". In den vergangenen Wochen nahmen in Dresden regelmäßig tausende Menschen an Kundgebungen der Bewegung teil und forderten unter anderem ein strengeres Asylrecht.
Zentralrat der Juden: "Inakzeptabel"
Der deutsche Zentralrat der Juden kritisiert, dass Pegida die Angst vor islamistischem Terror instrumentalisiere, um eine ganze Religion zu verunglimpfen. "Das ist absolut inakzeptabel", sagte der Zentralratsvorsitzende Josef Schuster der "Welt" (Samstag).
Angesichts weniger Islamisten zu schlussfolgern, Deutschland drohe ein Staat mit dem Islam als Staatsreligion zu werden, sei "so absurd, als wenn wir aus der Existenz von Rechtsextremisten schlössen, morgen werde die NS-Diktatur wieder errichtet".
Schuster zeigte sich tief besorgt über die Demonstrationen der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida). "Wir dürfen die Pegida-Leute auf keinen Fall unterschätzen. Die Bewegung ist brandgefährlich", warnte er. "Hier mischen sich Neonazis, Parteien vom ganz rechten Rand und Bürger, die meinen, ihren Rassismus und Ausländerhass endlich frei ausleben zu dürfen."
(APA/AFP/dpa)