Kurze Auszeit von der heimischen Front: Klug auf Besuch im Libanon

171 heimische Blauhelme sind im Libanon stationiert. Weihnachten verbringen sie im Einsatzgebiet.

Naqoura. Freizeit? Welche Freizeit? Auf die Frage nach ihrer Feierabend-Beschäftigung müssen die österreichischen Soldaten hier im Libanon lachen. Ruhe und Besinnlichkeit, das gibt es für sie trotz Adventzeit nicht. Sondern vielmehr einen Haufen Arbeit. Der Grund: Die Indonesier rotieren gerade – und bringen die Österreicher damit ziemlich ins Schwitzen. Was nach diplomatischen Verstimmungen klingt, hat aber einen rein logistischen Hintergrund: Der Inselstaat tauscht gerade einen Teil seiner Soldaten, die an der UNO-Mission beteiligt sind, aus. Und die Österreicher haben die Aufgabe, den Transport zu organisieren und durchzuführen. Das Gepäck muss schließlich heil von A nach B kommen. Und, am allerwichtigsten, auch die Soldaten. In einem Land, das sich immer noch mit Israel im Kriegszustand befindet, keine ungefährliche Aufgabe.

Am Samstag gibt es für einige der heimischen Blauhelme aber doch noch eine kleine Pause. Denn Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) schaut für einen Weihnachtsbesuch im Camp Naqoura vorbei – dem Hauptquartier der sogenannten Unifil-Mission, und damit auch der Österreicher. Das Quartier befindet sich im Süden des Landes – nur zwei Kilometer vom Grenzgebiet zu Israel entfernt. 37 Nationen leben hier auf 25 Quadratkilometern zusammen.

Die Österreicher sind beim Antritt des Ministers jedenfalls schon in Reih und Glied aufgestellt. Mit einem „herzlichen Grüß Gott“ begrüßt Klug die Soldaten, dankt ihnen „aufs Herzlichste“ für ihren Einsatz im Ausland und wünscht ihnen für die Mission und die Feiertage „alles erdenklich Gute“. Österreich sei ein „verlässlicher internationaler Truppensteller“ und das „wollen wir auch bleiben“, versicherte Klug vor der Truppe. Denn die Sicherheit Österreichs hänge auch von der Lage im Ausland ab. Außerdem sei er froh, dass sich der Besuch trotz Verhandlungen rund um das Sparpaket ausgegangen sei, fügt er nachher hinzu.

Nach der kurzen Rede greift Klug dann noch für einen Spatenstich zur Schaufel. Denn in den nächsten Monaten sollen auf dem Gelände weitere Unterkünfte für die Soldaten aufgestellt werden – damit jeder in einem Zweibettzimmer schlafen kann. Für Klug gibt es im Gegenzug ein Lagebild der Situation im Libanon („Stabil in einem unstabilen Umfeld“, wie es Beobachter ausdrücken). Und dazu auch noch Zahlen, Daten, Fakten: 171 österreichische Blauhelme sind im Libanon stationiert, sieben davon sind Frauen – für Bundesheerverhältnisse kein schlechter Schnitt. Die meisten Blauhelme haben ihren Dienst im Ausland erst begonnen und sind seit Anfang Dezember hier. Österreich beteiligt sich seit 2011 an der Mission, die kriegerische Auseinandersetzungen zwischen dem Libanon und Israel verhindern soll. Die heimischen Blauhelme sind für Logistik und Transport zuständig, außerdem stellen sie auch die Feuerwehr im Camp. Seit 2011 haben die Soldaten rund 62.000 Personen und knapp 7000 Tonnen Güter transportiert. Allein in diesem Monat haben sie im Libanon, der in etwa so groß ist wie Oberösterreich, 30.000 Kilometer zurückgelegt.

Tischfußball, Speck und TV

Nach der Theorie folgt dann die Praxis. Im „feschen“ Gemeinschaftsraum Edelweiß (O-Ton Klug) gibt es eine kleine Weihnachtsfeier. Ein Christbaum steht im Raum, die Wände sind mit Lichterketten geschmückt. Ganz so einfach ist es nicht, hier Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen: Es hat immerhin angenehme 20 Grad, die Wellen rauschen nur wenige Meter entfernt, und auf den Bäumen reifen die Bananen.

Die Feiertage hier zu verbringen, stört allerdings die Wenigsten. Immerhin hat sich die Küche im Vergleich zu den Jahren davor gebessert („Jetzt kocht ein Caterer, davor gab es meistens nur Hendl und Reis“), am 24. Dezember soll es auch eine kleine Weihnachtsfeier geben.

Einige Partien Tischfußball später ist der Besuch schon wieder vorbei – vor dem Abschied gibt es aber noch Geschenke: Neben Speck und Manner-Schnitten gibt es einige Receiver, um österreichische Fernsehsender empfangen zu können. „Dann können Sie auch bildlich verfolgen, was sich beim Heer so tut“, meint Klug. Dazu gibt es noch neue Geräte für den Fitnessraum. Für die Zeit, in der es ruhiger wird. Nach Weihnachten.

AUF EINEN BLICK

Die Unifil-Mission wurde 1978 ins Leben gerufen, um eine Auseinandersetzung zwischen Israel und dem Libanon zu verhindern sowie die Sicherheitslage zu verbessern. Österreich beteiligt sich seit dem Jahr 2011, die heimischen Blauhelme sind für den Transport und die Logistik zuständig. Derzeit sind 171 Soldaten im Land stationiert, davon sind sieben Frauen. 60 Prozent gehören der Miliz an, die restlichen 40 Prozent sind Zeit- bzw. Berufssoldaten. Das Hauptquartier der Mission liegt nahe der Stadt Naqoura – zwei Kilometer von der israelischen Grenze entfernt. 37 Nationen teilen sich das rund 25 Quadratkilometer große Camp. Rund 10.000 Soldaten sind an der Mission beteiligt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2014)

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