Menschenrechtler: Israel setzte bewusst weißen Phosphor ein

Zerstoerungen im Gaza-Streifen
Zerstoerungen im Gaza-Streifen(c) Reuters (Reinhard Krause)
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Human Rights Watch wirft Israel vor, während der Gaza-Offensive Phosporwaffen gegen Zivilisten eingesetzt zu haben. Die israelische Armee weist die Vorwürfe zurück.

Israel hat während des Gaza-Krieges in dicht besiedelten Gebieten bewusst weißen Phosphor eingesetzt. Das geht aus einem aktuellen Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hervor. Damit hätten sich die Streitkräfte Kriegsverbrechen schuldig gemacht, erklärte die Organisation.

Weißer Phosphor

Phosphorwaffen sind militärisch dazu gedacht, Rauchwände zu erzeugen, die dem Feind die Orientierung nehmen sollen. Nach der Genfer Konvention ist deshalb ihr Einsatz auf freiem Gelände erlaubt, nicht aber in dicht besiedeltem Gebiet. Denn der weiße Phosphor verursacht furchtbare Brandwunden.

Dem Bericht zufolge schlugen Phosphorgranaten etwa in Wohngebieten, einer Schule, einem Krankenhaus und auf einem Markt ein. Oft seien isralische Truppen nicht einmal in diesen Gebieten gewesen.

Auf die schweren Verbrennungen, die weißer Phosphor zur Folge haben könne, hätten die Truppen in einem internen Dokument selbst hingewiesen. "Sie wussten über die Gefahr, die weißer Phosphor für Zivilpersonen bedeutet, perfekt Bescheid", sagte Fred Abrahams von HRW. "Und sie wussten, dass diese Gebiete dicht besiedelt waren. Dennoch haben sie nicht nur einmal oder zweimal, sondern mehrmals in dicht besiedelte Gebiete geschossen."

Israelisches Militär dementiert

Die israelischen Streitkräfte wiesen die Vorwürfe zurück. Das Militär erklärte am Donnerstag auf Grundlage einer internen Untersuchung, dass laut internationalem Recht erlaubte Artillerie-Rauchgranaten zum Einsatz gekommen seien. Vorwürfe, die Geschosse seien gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt worden, bezeichnete die Armee als "ohne Grundlage".

Human Rights Watch fordert nun, dass Israel und die Vereinten Nationen Ermittlungen aufnehmen. Israel müsse jene Offiziere, die für den Phosphor-Einsatz verantwortlich seien, zur Verantwortung ziehen. Auch die USA sollten die Vorfälle untersuchen, weil die Phosphorraketen in den USA hergestellt worden seien.

Bei der dreiwöchigen israelischen Offensive im Gazastreifen wurden nach palästinensischen Angaben mehr als 1.400 Palästinenser getötet, darunter mehr als 900 Zivilpersonen. Auf israelischer Seite gab es 13 Todesopfer. Wegen der Raketenangriffe auf Israel müsse auch gegen die radikalislamische Hamas wegen Kriegsverbrechen ermittelt werden, fordert Human Rights Watch.

(Ag./Red.)

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