Amnesty fürchtet Dauerschäden bei Blogger Badawi

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Saudi-Arabien will die Auspeitschung Badawis morgen fortsetzen. Die könnte unter anderem Lähmungen zur Folge haben, meint eine Ärztin.

Dem saudi-arabischen Blogger Raif Badawi drohen nach Angaben von Amnesty International gesundheitliche Langzeitschäden, falls er seine Reststrafe von 950 Stockhieben verbüßen muss. Dies könne dauerhafte Lähmungen und psychische Schäden verursachen, gaben Mediziner in einem am Donnerstag von der Menschenrechtsorganisation veröffentlichten Bericht zu bedenken.

"Je mehr Schläge aufeinanderfolgen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich Wunden öffnen", sagte Juliet Cohen, Ärztin bei der britischen Medizinervereinigung "Freedom from Torture", in dem Amnesty-Bericht. Die offene Haut sorge nicht nur für erheblich höhere Schmerzen, sie vergrößere auch die Gefahr von Infektionen. Auch die Wundheilung verzögere sich dadurch zunehmend.

Zweiwöchige Pause

Badawi war im vorigen Mai zu zehn Jahren Haft, einer Geldstrafe und insgesamt 1000 Stockschlägen verurteilt worden, weil er im Internet den Islam beleidigt haben soll. Die ersten 50 Schläge erhielt er vor zwei Wochen in Jeddah. Danach setzte die Behörde die Prügelstrafe zweimal aus "gesundheitlichen Gründen" und wegen des geballten Protests aus dem Westen, unter anderem von Außenminister Sebastian Kurz, aus. Am Freitag könnten indessen neue Schläge auf der Tagesordnung stehen.

Die Strafe löste international eine Welle der Kritik aus. In Österreich war sie Auslöser für eine intensive Diskussion über die Zukunft des König-Abdullah-Zentrums für interreligiösen Dialog in Wien. Das Zentrum hatte sich geweigert, die Bestrafung Badawis zu kritisieren. Die Frau Badawis verurteilte die Praxis der Saudis in Interview in scharfen Worten.

(APA/DPA)

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